Vor Ort

Rheinland-Pfalz/Saarland

Mit Überzeugung

Text Axel Stefan Sonntag

Mehr Mitglieder – mehr Stärke. Das wissen diese vier Mitglieder, die mit viel Leidenschaft für die IGBCE werben, ganz besonders. Wir wollten wissen, wie sie neue Mitglieder gewinnen.

Ein Top-Argument für die IGBCE: Jetzt im April folgt die nächste Entgelterhöhung des Chemie-Tarifabschlusses. Starke Kundgebungen wie diese legten dafür die Basis.

Foto: Marcus Schwetasch

Foto: IGBCE

Francesco Caricato macht so schnell niemand etwas vor. Seit 46 Jahren arbeitet er bei Michelin in Bad Kreuznach, ist stellvertretender Betriebsratsvorsitzender und Vertrauensleutevorsitzender. Das, was man in der Politik „nah bei de Leit“ nennt, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. „Wann immer es möglich ist, bin ich die Hälfte des Tages bei unseren Leuten“, schildert er seine Grundeinstellung. Er will wissen, was sie umtreibt. Die, die er nicht kennt, fragt er am Ende eines Small Talks immer: „Bist du in der Gewerkschaft?“ Auf die, die es verneinen, übt er keinen Druck aus, hakt auch nicht nach. „Stattdessen lade ich einige Tage später zu mir ins Betriebsratsbüro ein, um abseits der Produktion in einem ruhigen Umfeld über die IGBCE zu sprechen“, sagt er. „Dann erkläre ich, was die Gewerkschaft für die Belegschaft bedeutet, etwa bei den Schichtzulagen oder dem verdoppelten Urlaubsgeld. Ich zähle alle Vorteile einer Mitgliedschaft auf.“ Seiner Gesprächspartnerin oder seinem Gesprächspartner gegenüber betont er am Ende stets: „Das haben wir als Betriebsrat zusammen mit der IGBCE für dich erreicht.“ Ein Satz, auf den Caricato großen Wert legt. „Und der viele zum Eintritt bewegt“, weiß er.

Foto: privat

Auch Sabine Finkler, Betriebsrätin und Vorsitzende der Vertrauensleute bei CQLT Saargummi, überzeugt die Beschäftigten, die noch nicht Teil der IGBCE sind, mit vielen gewerkschaftlichen Leistungen. Das sind nicht nur Extras wie Arbeitsrechtsschutz und in der Chemie ein zusätzlicher freier Tag für Gewerkschaftsmitglieder. In ihrem Betrieb erhalten alle, die Mitglied in der IGBCE sind, monatlich einen 15-Euro-Tankgutschein. „Das hat unsere Tarifkommission durchgesetzt“, lobt sie. Auch die, die die Gewerkschaft einmal verlassen haben, spricht sie immer mal wieder an, die Mitgliedschaft wieder zu aktivieren. Mit Erfolg: „Neun von zehn kommen zurück“, sagt sie und weiß, warum. „Ich frage gezielt nach den Gründen. Und viele, die man mir nennt, existieren gar nicht mehr.“ Gemeinsam mit dem Bezirk konnte sie die gewerkschaftliche Basis im Betrieb vergrößern. Dazu vereinbarte sie mit dem Bezirk auch eine Tombola.

Foto: privat

Zlatko Cacic, Betriebsratsvorsitzender beim Spezialchemiehersteller Kandelium, klärt seine Belegschaft immer wieder darüber auf, dass Errungenschaften wie die 37,5-Stunden-Woche, Altersfreizeit und dreißig Tage Urlaub nicht vom Himmel fallen. „Vielen ist das gar nicht bewusst, was die IGBCE in der Chemieindustrie alles erreicht hat“, sagt er. Nicht wenige meinten, all dies sei gesetzlich vorgeschrieben. Ein besonderer Grund für viele Schichtbeschäftigten, in die IGBCE zu kommen, seien die auf Betriebsebene mit Hinweis auf den Tarifvertrag vereinbarten fünf freien Tage pro Jahr sowie der nur für Mitglieder reservierte Gewerkschaftstag. „Wir sind somit bei 36 freien Tagen“, betont Cacic. „Als Fußballfan ist die IGBCE für mich der zweitgeilste Verein, den es gibt. Und wie im Fußball lebt dieser durch seine Mitglieder.“

Foto: privat

Dieser Gedanke von Solidarität treibt auch Dennis Schmöller, Betriebsrat bei Abbvie, um. Und er spielt ihn vor allem gegenüber dem rund einen Drittel am Standort Ludwigshafen außertariflich Beschäftigter (AT) aus. „Die AT-Steigerungen hängen eben auch an den Tariferhöhungen“, macht er dieser Zielgruppe klar. Und appelliert: „Inflation, Kriege, Krankheiten – was gibt es in einer Welt voller schlechter Nachrichten Besseres, als Solidarität zu schaffen“, betonen er und sein Kollege Torsten Albert. Sie beide engagieren sich proaktiv für das Thema Mitgliederwerbung. Und sie haben auf Fragen von AT-Beschäftigten Antworten: „Da geht es zum Beispiel darum, was mit den Mitgliedsbeiträgen passiert.“ Entsprechende Aufschlüsselungen liegen parat. Ein für gerade diese Zielgruppe wichtiges Werbeargument sei, wie aktiv die IGBCE Lobbyismus betreibe. „Bezahlbare Energie, Fachkräftemangel, Mitbestimmung in der Pharmapolitik: Wir haben viel vorzuweisen, wofür wir kämpfen“, nennt Schmöller konkrete Beispiele für das Werbegespräch mit AT-Beschäftigten.

„Alle, die neue Mitglieder für uns werben, verleihen uns und unseren Themen noch mehr Gewicht“, kommentiert Landesbezirksleiter Roland Strasser. „Stellvertretend für sie alle haben wir diese vier Mitglieder aus unseren vier Bezirken genannt. Ihnen und allen weiteren danke ich ausdrücklich für ihr Engagement.“