Von Versäumnissen und Bierdeckeln

Der gute alte Bierdeckel. Premiumprodukt unserer Papierkolleginnen und -kollegen. Und einst Symbol für eine radikale Vereinfachung unseres Steuersystems. 2003 war das. Der Urheber: ­Friedrich Merz. Der Paradigmenwechsel sollte seinen Teil dazu beitragen, das Land zurück in die Offensive zu bringen. Aus der Steuererklärung, die auf einen Bierdeckel passt, wurde am Ende nichts. Deutschland startete dennoch neu durch – aus anderen Gründen.

22 Jahre später stehen wir vor Herausforderungen, die noch weit größer sind. Vieles davon hat mit Weltpolitik zu tun, aber vieles auch mit eigenen Versäumnissen. Politik und Unternehmen haben viel zu lange viel zu wenig Geld und Hirnschmalz in die Modernisierung unseres Industriestandorts investiert. Entsprechend viel gibt es nun zu tun. Aber um im Bild zu bleiben: Auch unsere Anforderungen dazu lassen sich leicht auf einen Bierdeckel bringen (siehe Titelseite). Die Gewerkschaften haben sie bereits mit Nachdruck vorgetragen – nicht zuletzt bei einem eindrucksvollen Aktionstag. Und der Erfinder des Bierdeckelkonzepts scheint zugehört zu haben.