Vor Ort

Westfalen

Da muss mehr kommen!

Text Leo Kölzer – Fotos IGBCE

Tarifrunde Papier: Hunderte Beschäftigte im Landesbezirk Westfalen demonstrieren bei den bundesweiten Aktionswochen für mehr Geld und höhere Wertschätzung.

Leo Kölzer

Mit bundesweit mehr als siebzig Aktionen haben Beschäftigte die Blockadehaltung der Papier-Arbeitgeber kritisiert. Hier beim Smurfit-Kappa-Werk Wellit in Delbrück.

Mit mehr als siebzig Tarifaktionen bundesweit haben Tausende Beschäftigte in der Papierindustrie die Blockadehaltung ihrer Arbeitgeber kritisiert. Für Ende Oktober hatte die IGBCE ihre Mitglieder im ganzen Land dazu aufgerufen, ihrem Unmut über den bisherigen Verlauf der Tarifverhandlungen in der Papierindustrie Ausdruck zu verleihen. Auch in Nordrhein-Westfalen war einiges los – unter anderem in Wuppertal, Arnsberg, Müschede, Marsberg und Hagen.

Nötig war das, weil die Arbeitgeber auch in der zweiten Runde der Papier-Tarifverhandlungen auf stur stellten. Die Gespräche für die 46.000 Beschäftigten der Branche endeten am 8. Oktober ergebnislos. „Das materielle Angebot der Arbeitgeber war angesichts der soliden wirtschaftlichen Lage der Unternehmen auf der einen Seite und der Belastungen der Beschäftigten auf der anderen Seite eine absolute Frechheit“, sagt IGBCE-Verhandlungsführer Frieder Weißenborn. „Unsere Argumente waren für die Arbeitgeberseite nicht ausreichend, um ein ernsthaftes und wertschätzendes Angebot vorzulegen. Jetzt müssen wir es mit Aktionen einfordern.“

„Eine funktionierende Sozialpartnerschaft lebt davon, dass es auch in schwierigen Zeiten gelingt, faire tarifliche Lösungen zu finden“, erinnert Landesbezirksleiter Thomas Meiers. „Unsere Kolleginnen und Kollegen dürfen nicht von steigenden Kosten abgehängt werden. Es muss was passieren.“ Durch eine deutliche Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen sollen deshalb jetzt vergangene Preissteigerungen abgefedert werden. So ist eine Kernforderung der IGBCE der Mitgliederbonus für IGBCE-Mitglieder. Bisher lehnt ihn die Arbeitgeberseite jedoch kategorisch ab.

Auf dem Werksgelände der Erfurt & Sohn KG in Wuppertal forderten mehr als sechzig Beschäftigte mit Bannern und geschwenkten IGBCE-­Fah­nen lautstark mehr Respekt und Anerkennung für ihre Arbeit. Thomas Neumann, IGBCE-Bezirksleiter Düsseldorf, betonte in seiner Ansprache: „Die Arbeitgeber müssen endlich verstehen, dass unsere Forderungen gerecht sind. Es geht um die Anerkennung der harten Arbeit, die hier täglich geleistet wird. Wir sind hier, um ein starkes Zeichen zu setzen – wir meinen es ernst.“

Karim Nefissi, Gewerkschaftssekretär aus dem Landesbezirk Westfalen und Verhandlungsführer für den Tarifbezirk Westfalen, sprach den Versammelten Mut zu: „Wir erwarten nicht nur Respekt für unsere Arbeit, sondern auch konkrete Verbesserungen in den ­Verhandlungen.“

Die Arbeitgeber müssen ihre Blockadehaltung beenden!

Thomas Meiers,
Landesbezirksleiter
Westfalen

Gleiche Stimmungslage in den Betrieben von Bielefeld bis ins Sauerland. Auf der Tarifkundgebung der Wepa in Giershagen zum Abschluss der Aktionswochen machten noch einmal knapp 130 Beschäftigte deutlich, dass das vorliegende Angebot der Arbeitgeberseite „einen Schlag ins Gesicht der Beschäftigten“ bedeutet, wie es einer der anwesenden Kollegen treffend formulierte.

Für den 29. November ist eine dritte Verhandlungsrunde angesetzt. „Die Kolleginnen und Kollegen sind bereit, für ihre Forderungen auf die Straße zu gehen. Die Arbeitgeberseite muss sich jetzt bewegen!“, fasst Nefissi die Stimmung zusammen.