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Rheinland-Pfalz/Saarland

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Vor Ort: Rheinland-Pfalz/Saarland

Foto: Marcel Hasübert

Zum neuen Jahr

Roland Strasser

Landesbezirksleiter
Rheinland-Pfalz/Saarland

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Das Jahr 2024 hat eindrucksvoll gezeigt, wie unverzichtbar starke Gewerkschaften sind und dass sie auch nach über 130 Jahren aktueller und notwendiger sind denn je. Die Wiederwahl von Donald Trump bringt neue Unsicherheiten in die globale Wirtschaftsordnung. Hierzulande sorgt das Aus der Ampelkoalition, verbunden mit den bevorstehenden Neuwahlen 2025, für politische Unsicherheit. Zudem erhöhen zahlreiche Konzerne mit Stellenabbauplänen den Druck auf die Beschäftigten. In diesem herausfordernden Umfeld konnte die IGBCE bedeutende Erfolge erzielen.

Unsere starken Tarifabschlüsse setzen ein klares Zeichen: Wir stehen auch in Krisenzeiten entschlossen an der Seite der Beschäftigten. Mit dem tariflichen Mitgliederbonus, dem „Gewerkschaftstag“ einem zusätzlichen freien Tag für IGBCE-Mitglieder haben wir ein klares Signal in die Tariflandschaft gesendet. Die anstehenden Delegiertenkonferenzen und der Kongress 2025 unterstreichen unseren Willen, die Weichen für die Zukunft der IGBCE und eine wettbewerbsfähige Industrie zu stellen. Mit einem klaren Fokus auf gute Industriepolitik, soziale Sicherheit, Tarifpolitik und Arbeitsplatzsicherheit wollen wir gezielte Strategien für eine gerechte und nachhaltige Arbeitswelt im Wandel entwickeln.

In diesen unsicheren Zeiten ist die IGBCE der Leuchtturm, der für Kontinuität und Sicherheit sorgt – eine Kraft, auf die sich alle verlassen können. Gemeinsam machen wir uns stark dafür, dass das Jahr 2025 ein Jahr wird, in dem die Interessen der Beschäftigten im Mittelpunkt stehen und sie sicher durch den Wandel begleitet werden.

Bad Ems

Betriebsrat befürchtet Einschnitte

Der Sidroga-Betriebsrat muss sich derzeit mit angekündigten Einschnitten auseinandersetzen.

Foto: Ulricke Rehbein

Ulricke Rehbein ist seit 35 Jahren überzeugtes Gewerkschaftsmitglied. Dass ihr Arbeitgeber Sidroga, Hersteller von Arzneitees und den Emser Pastillen, jahrzehntelang ohne Betriebsrat auskam, sorgte sie zunächst nicht. „Unser langjähriger Geschäftsführer wertschätzte uns alle“, blickt sie zurück. Doch mit der 2021 erfolgten Übernahme durch ein spanisches Unternehmen änderte sich nach und nach die Lage. Berichtswege wurden verändert, die Kommunikation in Englisch in vielen Fällen zum Standard, sagt sie. Mit dem Ausscheiden des zunächst übernommenen Geschäftsführers wuchsen in der Belegschaft die Unsicherheit und der Wunsch, einen Betriebsrat zu installieren. „Das taten wir rasant“, blickt die heutige Betriebsratsvorsitzende zurück.

Ende November 2023 fand die Wahlversammlung statt, nur zwei Monate später stand das Gremium. Und es hat viel zu tun: „Einige Mitbestimmungsrechte wurden übergangen“, berichtet Rehbein und verweist exemplarisch auf eine „verpflichtende Umfrage“, an der alle im Betrieb hätten teilnehmen sollen – ohne dass der Betriebsrat hiervon etwas wusste. Ebenso ohne Absprache besetzte die Leitung in Spanien eine ausgeschriebene Stelle in Bad Ems mit einem Spanier, der kein Deutsch spricht. „Das Betriebsklima hat sich deutlich verschlechtert“, resümiert Ulricke Rehbein. Nicht nur aufgrund der gestiegenen Zahl an Langzeitkranken und Eigenkündigungen. „Die Spanier mit ihrer reinen Lohnherstellung kalkulieren anders, als es für uns als einen produzierenden Pharmabetrieb mit entsprechenden Auflagen und Genehmigungsverfahren ­realistisch ist.“

Aktuell ist die Situation eskaliert: „Es stehen Umstrukturierungen an, die mit einem Interessenausgleich und Sozialplan einhergehen sollen“, berichtet Gewerkschaftssekretär Detlev Uthe. „Entlassungen sind nicht ausgeschlossen.“ Auch aufgrund der Übernahme des Gießener Arzneiherstellers Pascoe sind zum Redaktionsschluss mögliche Konsequenzen für die rund 150 Beschäftigten noch völlig unklar. „Nun bestätigt sich, dass es mehr als sinnvoll war, einen Betriebsrat zu gründen“, so Uthe. „Klar ist: Wir werden diesem engagierten und kämpferischen Gremium den Rücken stärken.“

Mainz

Transformationswerkstatt:
Den Wandel mitgestalten

Veränderungen früh erkennen: Zwanzig Teilnehmende informierten sich.

Foto: Aman Yoseph

Der IGBCE-Landesbezirk Rheinland-Pfalz/Saarland hat die Transformationswerkstatt ins Leben gerufen, um Betriebsräten eine Plattform zu bieten, auf der sie sich aktiv über aktuelle Herausforderungen der Transformation austauschen und gemeinsame Handlungsstrategien entwickeln können. Halbjährlich werden zentrale Themen rund um den Wandel in der Arbeitswelt besprochen. Die Auftaktveranstaltung fand im September 2024 in Wörrstadt statt und stieß mit über zwanzig teilnehmenden Betriebsrätinnen und Betriebsräten auf großes Interesse.

Alice Greschkow von der Transformationsagentur Rheinland-Pfalz und Markus Ackermann von der TBS Rheinland-Pfalz gaben Einblicke in aktuelle Entwicklungen und Unterstützungsangebote für Betriebe in Rheinland-Pfalz. Beide betonten, wie wichtig es ist, schleichende Veränderungen frühzeitig zu erkennen und aktiv darauf zu reagieren. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigten, dass der Transformationsprozess bereits in vollem Gange ist. Für Betriebsräte sei daher entscheidend, sich zu vernetzen, ihre Rechte zu kennen und verfügbare Hilfsangebote zu nutzen, um gemeinsam mit der IGBCE die Interessen der Belegschaft wirksam zu vertreten.

Die nächste Transformationswerkstatt ist für das Frühjahr 2025 geplant und wird den Schwerpunkt „Fachkräfte und Wissenstransfer“ setzen. Ziel ist es, den Wandel in den Betrieben aktiv mitzugestalten und die Interessen der Beschäftigten in den Mittelpunkt zu rücken.

Mainz

Viele Papier-Tarifaktionen vor Ort erhöhen Druck

Engagiert dabei: die Tor-Aktion bei Metsä.

Foto: Tobias Paulus

In der schwierigen Papier-Tarifrunde haben Betriebsräte und Bezirke den Druck auf die Arbeitgeber mit Aktionen in den Bezirken Mittelrhein, Ludwigshafen und Mainz erhöht. So fanden gleich mehrere Veranstaltungen der Vertrauensleute, Betriebsversammlungen, Toraktionen und politische Mittagspausen statt. „Hier wurden unter anderem Unterschriften gesammelt mit der klaren Aufforderung, dass die lokalen Arbeitgeber ihren Einfluss im Arbeitgeberverband wahrnehmen sollen“, betont Thorsten Zangerle, Gewerkschaftssekretär im Landesbezirk. Insgesamt sind mehr als 2.500 Beschäftigte involviert.
Verwiesen sei insbesondere auf die Aktionen bei Weig an den Standorten Mayen und Annweiler (ehemals Buchmann), an denen mehrere Hundert Beschäftigte teilnahmen. Zudem traten gleich mehrere Mitglieder neu in die IGBCE ein, etwa bei Metsä Tissue in Raubach.