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Vor Ort: Hessen-Thüringen
Staufenberg
RHI Magnesita macht dicht
Schock für die rund neunzig Beschäftigten von RHI Magnesita: Vermutlich schon Ende November sollten die Brennöfen bei dem Hersteller für feuerfeste Materialien im Staufenberger Ortsteil Mainzlar abgeschaltet werden, das Werk dann schließen.
„Wir fühlen uns vom Management belogen“, sagt Julian Fluder, Betriebsbetreuer der IGBCE. „Noch vor knapp zwei Jahren hat der Vorstandsvorsitzende Stefan Borgas gesagt, es gäbe keine RHI Magnesita ohne das Werk Mainzlar.“ Vorangegangen war ein Kampf um den Erhalt des Standorts. „Unsere Mitglieder haben alles gegeben, bis das Unternehmen erkannt hat, dass es Mainzlar braucht“, sagt Fluder. „Nur ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass der Standort Ende 2022 weitergeführt und die Produktion sogar noch ausgebaut worden ist.“
Nach Informationen der IGBCE baut RHI Magnesita parallel an einem anderen Standort die Produktion aus – zulasten von Mainzlar. „Das Werk ist gut aufgestellt“, sagt Fluder. „Es zu schließen, ist unnötig. Es geht dem Management wohl nur darum, den Profit zu maximieren. Die Beschäftigten sind ihm offenbar völlig egal.“
Nun stehen Verhandlungen für einen Sozialplan und Interessenausgleich zwischen Unternehmen und Betriebsrat an. Die IGBCE wird den Betriebsrat unterstützen, extrem hart zu verhandeln.
Wiesbaden/Darmstadt/Gießen/Kassel/Erfurt
Frauen und Jugend haben gewählt
Thema Ausbildung
Im Kampf gegen den Fachkräftemangel will Mario Voigt die Ausbildungsfähigkeit der Jugendlichen und die Rahmenbedingungen für die Ausbildung verbessern. Er sprach sich für die Gleichwertigkeit von akademischer und dualer Ausbildung und für eine kostenlose Meisterausbildung aus. Auch qualifizierte Anwerbung im Ausland müsse eine Rolle spielen.
Linden
IGBCE fordert Tarifvertrag
Rote Pavillons von IGBCE und DGB standen im Oktober auf der gesperrten Straße vor dem Gebäude des Labordienstleisters Intertek Foodservices in Linden im Landkreis Gießen. Per Lautsprecher wandten sich Gewerkschaftsvertreterinnen und -vertreter an die Unternehmensleitung sowie eine Reihe Beschäftigter, die während der Mittagspause auf die Straße kamen. Sie wollen mit dem Arbeitgeber Verhandlungen zu einem Tarifvertrag und einer Tarifbindung führen. Die Aktion war eine Warnung an das Unternehmen, das zuvor Gespräche blockiert und versucht hatte, Stimmung gegen die IGBCE zu machen.
Wiesbaden
Rekordzahlen
In der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Hessen wurden im Jahr 2024 insgesamt 1.708 Ausbildungsplätze angeboten – so viele wie nie seit Einführung des Tarifvertrags „Zukunft durch Ausbildung“ im Jahr 2003. 2023 waren es 1.694 Ausbildungsplätze. Auch in der Kunststoff verarbeitenden Industrie (KVI) bleibt das Ausbildungsniveau stabil. Diese Zahlen wurden Mitte November beim „Runden Tisch für Ausbildungs- und Arbeitsmarktfragen“ des Arbeitgeberverbands HessenChemie und des IGBCE-Landesbezirks Hessen-Thüringen diskutiert.
Die Übernahmequote in der Chemiebranche betrug 91 Prozent nach Abschluss der Ausbildung. Besonders positiv bewertet Dennis Priegnitz, Gewerkschaftssekretär im Landesbezirk, die Zahl der unbefristeten Übernahmen: „Mit sechzig Prozent befinden wir uns in der Chemie auf einem guten Weg.“ In der Kunststoff verarbeitenden Industrie beträgt die Übernahmequote 82 Prozent, die unbefristeten Übernahmen liegen unverändert bei 23 Prozent. Die Besetzungsquote der Ausbildungsplätze in der Chemie bleibt mit 90,3 Prozent stabil (Vorjahr: 90,0 Prozent). In der KVI zeigt sich jedoch ein Rückgang von 78,6 Prozent auf 73,5 Prozent. Für die überwiegend mittelständisch geprägten Unternehmen der KVI wird es zunehmend schwieriger, geeignete Auszubildende zu finden.
Für das kommende Jahr geben 72,5 Prozent der Chemieunternehmen an, ihr Ausbildungsplatzangebot konstant halten zu wollen. 15,4 Prozent planen eine Erhöhung, während 12,1 Prozent eine Reduzierung in Betracht ziehen. In der KVI planen 82,6 Prozent der Betriebe ein gleichbleibendes Angebot und 17,4 Prozent sogar eine Ausweitung.
4 Fragen an …
Marion Hackenthal
Die neue Leiterin des IGBCE-Bezirks Rhein-Main über ihre Arbeit.
Was sollte man über dich wissen?
Ursprünglich komme ich aus dem Raum Mannheim. Dort habe ich eine Ausbildung zur Chemielaborantin gemacht und bin über die ehrenamtliche Arbeit zur IGBCE gekommen. Mit Unterstützung der Hans-Böckler-Stiftung habe ich in Frankfurt studiert. Mein Einstieg in die hauptamtliche Arbeit war ein Projekt im Landesbezirk Rheinland-Pfalz/Saarland, um „Kauffrauen für die IGBCE zu gewinnen“. Das habe ich in Hannover mit der „Offensive Frauen“ fortgesetzt und war anschließend Bundesfrauensekretärin. Im November 2021 habe ich die Leitung des Bezirks Ibbenbüren übernommen und bin zum 1. November 2024 als Bezirksleiterin in den Bezirk Rhein-Main gewechselt.
Ein bisschen fühlt sich das jetzt an wie nach Hause zu kommen. Was ist deinem Eindruck nach das Besondere am Bezirk Rhein-Main?
Rhein-Main ist ein Bezirk mit einer ganz speziellen Struktur. Wir haben einen Schwerpunkt auf der pharmazeutischen und der chemischen Industrie. Wir haben einige sehr große Unternehmen, aber auch ein breites Feld an mittleren und kleineren Betrieben. Besonders spannend finde ich die industriepolitische Stärke des Bezirks. Die Arbeit hier ist eine spannende Herausforderung, auf die ich mich sehr freue.
Kannst du schon Themen nennen, die im Fokus stehen werden?
Ein Thema, an dem wir im Bezirksvorstand und mit den Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben arbeiten müssen, ist die Mitgliederentwicklung. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Zukunft der pharmazeutischen Industrie. Da brauchen wir eine klare Perspektive. Außerdem müssen wir unsere Ideen ganz deutlich zur Industriepolitik einbringen. Wir brauchen Unterstützung für die energieintensiven Industrien, sonst reden wir über Arbeitsplätze.
Hast du schon erste Eindrücke im Bezirk sammeln können?
Die ersten Kontakte habe ich schon in der Bezirksvorstandssitzung geknüpft, in der ich gewählt worden bin. Und an meinem ersten Tag, am 1. November, war unsere Bezirksfrauenkonferenz – für mich ein Highlight. Die hat der Bezirksfrauenausschuss hervorragend vorbereitet. Ich steige hier in einer sehr spannenden Phase ein, der nächste Meilenstein ist nun unsere Bezirksjugendkonferenz. Und anschließend werden wir gemeinsam unsere Bezirksdelegiertenkonferenz vorbereiten, die am 8. März ist.