Abschluss erzielt
Nach langem und zähem Ringen haben sich IGBCE und Arbeitgeber in der Nacht vom 29. auf den 30. November auf einen Tarifabschluss für die papiererzeugende Industrie geeinigt.
Für die 46.000 Beschäftigten der Branche bedeutet dieser ein Erhöhung der Entgelte um stufenweise insgesamt 5,9 Prozent sowie eine Verhandlungsverpflichtung für einen Mitgliederbonus. „Es ist ein solider Abschluss“, betonte IGBCE-Verhandlungsführer Frieder Weißenborn: „Unter der herausfordernden Situation haben wir vorzeigbare Ergebnisse herausgeholt, die den Papierbeschäftigten ein deutliches Plus ins Portemonnaie bringen.“ Und ganz wichtig: „Beim Mitgliederbonus konnten wir die lange Blockadehaltung und ideologische Sperre der Arbeitgeber überwinden. Das ist ein echter Meilenstein“, unterstrich Weißenborn. Fest stehe. „Der Mitgliedervorteil kommt. Das Ob ist nicht mehr die Frage, nur noch das Wie.“
Der Mitgliedervorteil kommt.
Frieder Weißenborn,
IGBCE-Verhandlungsführer
Dass der Mitgliedervorteil ein Muss sei, hätten zwischen der zweiten und dritten Tarifrunde mehr als 10.000 Papier-Beschäftigte auf Kundgebungen, politischen Mittagspausen und Kantinen-Aktionen deutlich gemacht. Von Ende Oktober bis Anfang November beteiligten sie sich bundesweit an rund siebzig Aktionen. Dazu hatte die IGBCE aufgerufen. Sie wollte damit die Blockadehaltung der Arbeitgeberseite aufbrechen.
Bei Essity in Mannheim beispielsweise beteiligten sich 500 Beschäftigte an einer Tarifdemonstration auf dem Werksgelände. Sie machten lautstark ihrem Unmut über den bisherigen Verlauf der aktuellen Tarifverhandlungen Luft. Steffen Seuthe, Leiter des IGBCE-Bezirks Mannheim, betonte: „Mit ihrem Einsatz haben die Beschäftigten ein wichtiges Signal der Geschlossenheit an die Arbeitgeber gesendet und ihre Forderungen deutlich gemacht.“ Klar sei für die Kolleginnen und Kollegen: „Neben mehr Geld muss das nächste Angebot der Arbeitgeber unbedingt einen Vorteil für Mitglieder der IGBCE beinhalten.“
In Düren beteiligten sich rund 300 Beschäftigte aus verschiedenen Unternehmen der Dürener Papierindustrie an einem Demozug durch die Stadt. Sie waren nach ihrer Frühschicht aus den Betrieben zu der Demonstration und den beiden Kundgebungen in die Innenstadt gekommen. „Die Beschäftigten machen deutlich, dass sie mit dem unverschämten Verhalten der Arbeitgebervertreter nicht einverstanden sind. Jetzt muss ein vernünftiges Angebot der Arbeitgeber auf den Tisch“, sagte Ernst Ungermann von der IGBCE in Alsdorf, der für die Papierindustrie in Düren/Jülich zuständig ist.
Bei UPM in Schongau kamen rund 150 Beschäftigte zu einer politischen Mittagspause zusammen, bei UPM Nordland in Dörpen solidarisierten sich 500 Beschäftigte mit den Forderungen in der Tarifrunde. Zudem gab es Aktionen bei den Papierherstellern Koehler, Munksjö, Smurfit Kappa und Wepa.
„Mit ihrem Einsatz haben unsere Kolleginnen und Kollegen in den Verhandlungen enorm geholfen, den nötigen Druck auf die Arbeitgeberseite aufzubauen“, unterstrich Weißenborn.
So sieht der Abschluss im Detail aus:
- Für die Monate Oktober, November und Dezember 2024 wird pauschal eine Einmalzahlung in Höhe von 100 Euro gezahlt,
- ab dem 1. Januar 2025 steigen die Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 2,5 Prozent,
- ab dem 1. Januar 2026 um 2 Prozent und
- ab dem 1. Oktober um weitere 1,4 Prozent.
Zum Mitgliederbonus gibt es eine Verhandlungsverpflichtung: Beide Seiten haben sich verbindlich darauf verständigt, im 1. Quartal 2025 in die Gespräche zum Mitgliedervorteil einzusteigen. Die IGBCE hat drei Varianten vorgelegt. In der nächsten Tarifverhandlung Ende 2026 werden beide Seiten dann entscheiden, welcher dieser Vorschläge in der Papierindustrie umgesetzt wird.
Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 27 Monaten bis zum 31. Dezember 2026.