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Hannover

Geteilte Branche – geteilte Perspektive

Von Klopapier bis Kassenbons: Mehrere Tausend verschiedene Papiersorten produzieren Beschäftigte im Landesbezirk Nord.

Fotos: Moritz Küstner

Von Klopapier bis Verpackungskarton, von Bastelbögen bis Kassenbons: Im Landesbezirk produzieren 7.700 Beschäftigte in dreißig tarifgebundenen Unternehmen mehrere Tausend verschiedene Papiersorten. So unterschiedlich wie ihr Verwendungszweck sind auch Auftragslage und Umsatz. Während im ersten Halbjahr 2024 die Produktion von Papier und Pappe als Verpackungsmaterial und für technische Zwecke trotz hoher Energiepreise kräftig anstieg, brach der Bereich grafische Papiere weiter ein. Ihre Gesamtsituation beschreibt Timo Bergmann, im Landesbezirk mit zuständig für die Papierindustrie, als „herausfordernd“.

So übertrafen bei der Papier- und Kartonfabrik Varel (PKV) die Produktionszahlen die zunächst gedämpften Erwartungen, berichtet Vertrauensmann Holger Jelinski. Das Unternehmen mit 630 Beschäftigten habe sich durch die angespannte Lage auf dem Papiermarkt manövriert, indem die Produktionstage heruntergefahren wurden. Damit konnte Kurzarbeit vermieden werden. Im kommenden Jahr sollen die Maschinen durchlaufen und die Mengen gesteigert werden, um durch eine höhere Auslastung die Gesamtkosten zu reduzieren.

Während die Lage bei vielen Herstellern grafischer Papiere schwierig ist, bildet Steinbeis Papier wegen seiner Spezialisierung auf Recyclingpapier und einer nachhaltigen Unternehmensstrategie eine Ausnahme. Doch auch in Glückstadt gehen die Aufträge aufgrund von Digitalisierung und stagnierender Wirtschaft leicht zurück, berichtet Betriebsratsvorsitzender Jörg Behrens. Im Magazinbereich hingegen seien „die Auftragsbücher voll“. Im Kampf gegen den Fachkräftemangel gehen beide Unternehmen neue Wege. Während die PKV auch im Produktionsbereich Teilzeitarbeit anbietet, stellt Steinbeis Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger ein und bildet diese im Job aus.

Steinfeld

Mitgliederbonus bei Nordfolien

Der im jüngsten Chemie-Tarifabschluss vereinbarte Mitgliederbonus strahlt aus: Auch beim Verpackungshersteller Nordfolien in Steinfeld, der zur US-amerikanischen Berry-Gruppe gehört, erhalten die Gewerkschaftsmitglieder ab 2026 einen zusätzlichen freien Tag. In Jahren mit einem runden Gewerkschaftsjubiläum gibt es noch einen Tag obendrauf. Darauf einigten sich Arbeitgeber und IGBCE bei den Haustarifverhandlungen Ende Juli.

Des Weiteren vereinbarten die Verhandlungsparteien eine umgehende Erhöhung der Entgelte um vier Prozent und um weitere 3,5 Prozent im Jahr 2025.

Sehr gut kam der Mitgliederbonus bei den Gewerkschaftsmitgliedern an, bestätigt Tarifkommissionsmitglied Fabian Lammers. „In der Vergangenheit mussten wir immer genau erklären, warum sich eine Mitgliedschaft lohnt“, sagt er. „Jetzt liegen die Vorteile auf der Hand.“

Hannover

Ermäßigt zur Infa

IGBCE-Mitglieder und deren Familien können in diesem Jahr wieder vergünstigte Tagestickets für die Infa, Deutschlands größte Erlebnis- und Einkaufsmesse, erhalten. Mit dem Aktionscode infa70-IGBCE wird im Online-Ticketshop ein spezielles Aktionsticket für zehn Euro pro Person freigeschaltet. Die Infa findet vom 12. bis zum 20. Oktober in Hannover statt. Mehr Infos und Tickets unter: meine-infa.de

Hamburg

Jubilare geehrt

Foto: Klötze

Vor rund 150 Gästen hat Jan Koltze, Leiter des Bezirks Hamburg/Harburg, im Juni in Alma Hoppes Lustspielhaus verdiente Kolleginnen und Kollegen für 25, 40 und 50, 60 und 70 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Ein Kollege feierte sogar seine 75-jährige Gewerkschaftstreue. „Ihr alle wisst, was es heißt, Solidarität zu formieren, und wie es ist, diese zu organisieren“, sagte Jan Koltze. „Solidarität ist immer ein Mittel, um die Ziele, für die man steht, zu erreichen.“

Hannover

Gemeinsamer Appell

Foto: IGBCE

Reaktion auf VW-Ankündigung möglicher Werksschließungen: Mit einem Appell wenden sich 22 Betriebsräte aus der Automobilwirtschaft mit IGBCE und IG Metall an die Kommunalpolitik: Hannover muss automobiler Industriestandort bleiben.


Foto: Kai-Uwe Knoth

3 Fragen an …

Ralf Becker

Der Leiter des Landesbezirks Nord über die Mitgliederentwicklung in der IGBCE.

Wie entwickeln sich die Mitgliederzahlen im Landesbezirk?

Die Anzahl der Neuanmeldungen entwickelt sich sehr positiv. Da sehen wir die Erfolge der direkten Ansprache in unseren Betrieben. Sorgen bereiten uns jedoch die Kündigungen innerhalb der ersten Jahre der Mitgliedschaft. Um dies zu verhindern und die Kolleginnen und Kollegen langfristig an uns zu binden, entwickeln wir gezielte Aktivitäten, beispielsweise für Auszubildende, die vor der ­Übernahme ­stehen.

Wo ist die Gewerkschaftsbindung besonders hoch?

Sehr stark organisiert sind wir in den traditionellen Bereichen wie im Bergbau, in der Papier- und der Reifenindustrie. Eine sehr enge Gewerkschaftsbindung haben wir zudem in Betrieben, in denen es Konflikte gibt. Ein gutes Beispiel dafür ist Allnex in Hamburg, wo die Auseinandersetzungen um einen Sozialtarifvertrag zu einer noch höheren Mitgliederbindung führte. Nur mit dem Druck der gesamten Belegschaft konnte bei der Schließung ein sehr guter Sozialtarifvertrag abgeschlossen werden.

Wie lassen sich die ­Beschäftigten für eine Mitgliedschaft in der ­IGBCE gewinnen?

In Konfliktsituationen und bei Angst um den Arbeitsplatz suchen viele Kolleginnen und Kollegen den Schutz der Gewerkschaft. Allen anderen müssen wir sehr gut erklären, warum wir im Arbeitsleben und konkret im eigenen Betrieb die Gewerkschaft brauchen. Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass die Menschen dieses Grundverständnis, den Solidaritätsgedanken, mitbringen. Unsere Aufgabe ist es, Gewerkschaft erlebbar zu machen. Warum ist es gut und wichtig, Mitglied zu sein? Welche Dynamik dieses Grundverständnis bekommen kann, erleben wir gerade bei Euroimmun. Ganz wichtig: Ein zusätzlicher Urlaubstag nur für Gewerkschaftsmitglieder, wie im Chemie-Abschluss festgeschrieben, führt jedem die Vorteile der Mitgliedschaft vor Augen. Wir haben noch nie so viele Onlineeintritte gezählt wie nach diesem Abschluss! Je besser wir Erfolge wie diesen kommunizieren, desto leichter fällt es uns, neue Kolleginnen und Kollegen von der IGBCE zu überzeugen.

Holzminden/Stade

Willkommen für neue Azubis

Kam gut an in Stade: Das Stand-up-Paddling mit traditionellem Azubi-Grillen.

Foto: IGBCE

Oliver Elsen

Foto: IGBCE

Tausende junge Menschen starten aktuell ins Berufsleben. Viele Betriebe im Landesbezirk heißen sie mit besonderen Angeboten willkommen, um die Eingewöhnung und das gegenseitige Kennenlernen zu erleichtern. Mit an Bord sind der Betriebsrat, die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) und nicht zuletzt die IGBCE.

Wer sich für eine Ausbildung bei der AOS in Stade bewirbt, lernt Betriebsratschef Oliver Elsen schon im Vorstellungsgespräch kennen. Wie in den meisten Unternehmen mit aktivem Betriebsrat stellt er innerhalb der ersten Ausbildungswoche die Arbeit des Gremiums, dessen Ausschüsse und die JAV vor.

Gewerkschaft überzeugt

An Elsens Seite: Timo Bergmann, der im Landesbezirk zuständige Jugendsekretär, der die IGBCE präsentiert. „Wir konnten alle 24 neuen Auszubildenden überzeugen, in die Gewerkschaft einzutreten“, zeigt sich der Betriebsratsvorsitzende zufrieden. Ein besonderes Bonbon für die Stader Auszubildenden war das traditionelle Azubi-Grillen mit Stand-up-Paddling, das der Bezirk Hamburg-Harburg mit der Ortsgruppe Stade organisiert hat und das auch bei den älteren Azubis sehr beliebt ist.

Antonia Trapp

Foto: IGBCE

Leichterer Einstieg

Zum Ausbildungsstart hat Symrise seine 49 neuen Azubis zu einem dreitägigen Seminar in eine Jugendbildungsstätte eingeladen. Organisiert wurde das Event von JAV und Betriebsrat. „Die Vorarbeit ist sehr intensiv, aber es bringt allen Beteiligten viel Spaß und lohnt sich“, findet JAV-Vorsitzende Antonia Trapp. „Wir lernen uns gut kennen. Damit wird der Einstieg deutlich leichter und es schafft eine gute Basis für eine erfolgreiche Ausbildung.“

Gutes Ergebnis ist selbsterklärend

Der Betriebsrat stellt seine Arbeit vor und auch Timo Bergmann berichtet von den Angeboten der IGBCE. „Die Rolle der Gewerkschaft wurde durch die erfolgreichen Haustarifverhandlungen dieses Mal besonders deutlich“, sagt Antonia Trapp. „Das Verhandlungsergebnis war so gut und die Rolle der IGBCE selbsterklärend da brauchten wir nicht viele weitere Argumente für den Eintritt.“