Vor Ort

Hessen-Thüringen

Auf ins Kongressjahr!

Text Wolfgang Lenders

Mit den Bezirksjugend- und Bezirksfrauenkonferenzen beginnt ein Jahr voller Konferenzen bis hin zum Gewerkschaftskongress im Oktober 2025. Ein Ziel: die zukünftige Ausrichtung der Arbeit der IGBCE bestimmen.

Fast schon vergessen: Die letzte Landesbezirksjugendkonferenz im Februar 2021 war eine aufwendige Hybridveranstaltung.

Foto: Philipp Mundt

Die Jugend- und Frauenkonferenzen in den fünf Bezirken Rhein-Main, Darmstadt, Mittelhessen, Kassel und Thüringen stehen an. Mit viel ehrenamtlichem Engagement bereiten sie IGBCE-Mitglieder vor Ort in den Bezirken vor. Es ist ein Grundsatz der Gewerkschaftsarbeit, dass alle Macht von den Mitgliedern ausgeht. Und so sind die Bezirksjugend- und Bezirksfrauenkonferenzen die Institutionen, in denen die Grundlage für das geschaffen wird, was dann – in aufbereiteter Form – beim Kongress zum Leitbild für die Arbeit der IGBCE wird.

Ein ganz wichtiger Punkt vor den Konferenzen ist die Nachwuchsgewinnung für die ehrenamtliche Arbeit in den Gremien der IGBCE. Viele neue Ausschussmitglieder sind Vertrauensleute aus den Betrieben, kommen aus den Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV), aus der Betriebsratsarbeit und aus den Ortsgruppen der IGBCE.

Zurzeit laufen die Vorbereitungen für die Konferenzen auf Hochtouren: Die Bezirksjugend- und Bezirks­frauen­aus­schüs­se sammeln die Themen, die an die gewerkschaftlichen Vertrauensleute in den Betrieben herangetragen werden und die im Austausch mit Jugendauszubildendenvertretungen und Betriebsräten genannt werden. Außerdem identifizieren sie weitere Themen, die für die IGBCE-Mitglieder und die gewerkschaftliche Arbeit relevant sind.

Es ist ein Grundsatz der Gewerkschaftsarbeit, dass alle Macht von den Mitgliedern ausgeht.

Auf Basis der Themen entstehen Anträge, über die die Delegierten bei den Konferenzen abstimmen werden. Das ist nicht immer einfach, denn nicht jedes Thema ist überall relevant. Und mitunter widersprechen sich die Auffassungen auch, wie die IGBCE mit Themen umgehen sollte. Ist ein Antrag auf Bezirksebene erfolgreich, wird er meist an die nächsthöhere Ebene weitergereicht. Bei der Jugend etwa ist das die Landesbezirksjugendkonferenz. Auch für diese Veranstaltungen laufen die Vorbereitungen schon auf Hochtouren.

Ein großes Thema in Hessen-Thüringen ist zum Beispiel die Zukunft der Ausbildung – ein Thema, in dem der Landesbezirk auch jetzt schon sehr aktiv ist, etwa wenn es um die Qualität der Ausbildung, die Bezahlung der Auszubildenden und den Kampf gegen Fachkräftemangel geht. Auf ihrem Weg durch die Konferenzen werden die Anträge beraten, verändert und oft auch mit anderen Anträgen zusammengeführt. Über zahlreiche Anträge müssen dann schließlich die Delegierten beim Gewerkschaftskongress abstimmen.

Bei den Konferenzen legen außerdem die Mitglieder der Ausschüsse Rechenschaft über ihre Arbeit ab. Und dann werden die Bezirksjugendausschüsse und die Bezirksfrauenausschüsse neu gewählt. Vorschläge dazu kommen vielerorts von den in den Betrieben aktiven Kolleginnen und Kollegen. Für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind die Konferenzen eine Premiere. Das letzte Mal hat es sie in dieser Form vor acht Jahren gegeben. Vor vier Jahren schlug die Corona-Pandemie zu, und die Konferenzen waren nur als digitale Veranstaltungen möglich. Dass jetzt wieder Normalität herrscht, sehen fast alle mit ­Erleichterung.

Foto: privat

4 Fragen an …

Luana Fattizzo

Die Vorsitzende des Landesbezirksjugendausschusses zu den anstehenden Jugendkonferenzen.

Wie hast du die Konferenzen vor vier Jahren erlebt?

Ich habe alle mitgemacht, die es im Jugendbereich gibt. Allerdings waren das wegen Corona größtenteils Hybridveranstaltungen. Den Kongress im Herbst 2021 habe ich dann zum Glück vor Ort erlebt. Dass jetzt alles in Präsenz ist, ist neu für mich. Obwohl ich schon seit sechs Jahren im Bezirksjugendausschuss (BJA) Mittelhessen bin und seit 2021 im Landesbezirksjugendausschuss.

Wie bereitet ihr euch im Bezirksjugendausschuss auf die Konferenz vor?

Wir schauen uns an: Was sind die Themen, die die Jugend bei uns im Bezirk aktuell beschäftigen? Was ist in der Ausbildung wichtig? Was, wenn die Auszubildenden fertig sind und ins Berufsleben starten? Wir schauen uns auch an, was sich in der Politik tut. Weil das einen starken Einfluss auf unsere Arbeit und unser Leben hat und wir als Gewerkschaftsjugend da Einfluss nehmen wollen. Zu den Themen formulieren wir dann Anträge. Da sind wir gerade mittendrin. Dazu gehört auch, dass wir Ideen aufgreifen, die aus den Betrieben kommen. In Mittelhessen gibt es im Norden viel Pharmaindustrie, im Süden viel Chemie. Wir als BJA haben da eine etwas übergeordnete Perspektive und schauen, welche Gemeinsamkeiten es bei den Themen gibt und wo wer von wem profitieren kann.

Was sind denn die Themen bei euch im Bezirk?

Ein klassisches Thema sind bei uns die Ausbildungsinhalte. Was kann man bei den Lehrplänen und den Ausbildungsrahmenplänen voranbringen? Wir müssen aber auch die Infrastruktur wieder mehr in den Fokus bringen: das Thema Azubi-Wohnungen zum Beispiel und das Mietrecht. Gerade da müssen wir junge Auszubildende mehr unterstützen. Und dann wollen wir die Personengruppe Queer stärker in den Fokus nehmen. Das ist ein großes Thema bei uns.

Was erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz sonst noch?

Für mich ist ein Highlight, das wir der nächsten Generation im BJA mitgeben, unser Rechenschaftsbericht. Darin zeigen wir, was wir in den letzten vier Jahren geleistet haben. Welche Erfolge wir erzielt haben. Dass wir aktiv sind. Und zu einer kleinen Familie zusammengewachsen sind.