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Stuttgart

Vertrauensleute: Der Landesbezirk gibt Gas


Foto: Tanja Mlejnek

Für Gewerkschaftssekretär Kai Königshausen ist schon jetzt klar: Das Jahr 2024 ist in puncto Vertrauensleutearbeit sehr gut gelaufen. „Schon im Dezember hatten wir die diesjährigen VL-Wahlen mit einem ersten Seminar zur Durchführung begleitet“, blickt er zurück. Danach ging es Schlag auf Schlag: Im Januar lud der Landesbezirk zur VL-Konferenz nach Karlsruhe. Im März und im Juni folgten die Tarifführerscheine I und II, die Grundlagen der Tarifpolitik, den Inhalt von Tarifverträgen und das Tarifmarketing behandelten. Außergewöhnlich gut kamen die VL-Grundlagenschulungen 1 und 2 im Juli und jetzt im Oktober an. Die Angebote sind komplett ausgebucht, die Wartelisten deutlich gefüllt.

Auftakt zu den Wahlen: Der Landesbezirk lud im Januar zur VL-Konferenz nach Karlsruhe.

Foto: Tanja Mlejnek

Vertrauensleute bekannter machen

Eine Teilnehmerin ist Leyla Aktepe, Produktionsmitarbeiterin beim Keramikhersteller Ceramtec. Die Belegschaft wählte sie erstmals zur Vertrauensfrau als eine von 22 Kolleginnen und Kollegen an den Standorten Plochingen und Ebersbach. „Dass ich dieses Ehrenamt innehabe, möchte ich jetzt meinen Leuten zeigen“, sagt sie und verweist auf ihre Idee, die VLs mit eigenen T‑Shirts bekannter zu machen, vor allem an betrieblichen Aktionstagen. Von denen gibt es jetzt bei Ceramtec einige. So sensibilisieren die VLs in einer eigenen Aktion für die Krebsvorsorge: „Im ,Pinktober‘ verteilen wir Schleifen an die Frauen, um an die Brustkrebsprävention zu erinnern. Und im ,Movember‘ sprechen wir die Männer zum Thema Prostatakrebs an.“ Immer wieder wird die Gewerkschaftsmitgliedschaft dabei für sie Thema sein: „Tarifvertrag, Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Lohnfortzahlung und vieles mehr das sehen viele als selbstverständlich. Ich werde alle daran erinnern, dass all das Gewerkschaften vorangetrieben haben“, so Aktepe. Sie selbst freut sich auf ihre bevorstehende VL-Grundlagenschulung 2 und das Seminar „Tarifverträge lesen und verstehen“, für das sie die staatliche Bildungsfreistellung in Anspruch nehmen wird.

Erfolgreich: der Kurs zum - Tarifführerschein.

Foto: David Winkelius

Vorjahresniveau gehalten

Die Analyse, wie die VL-Wahlen im Landesbezirk ausfielen, war zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch nicht vollständig abgeschlossen. Gewerkschaftssekretär Königshausen sieht den hohen Vorjahresstand durchaus gehalten.

Für das neue Jahr sind weitere VL-Grundlagenschulungen 1 und 2 in Planung, ebenso zusätzliche Bildungsangebote. Leyla Aktepe wartet gespannt darauf: „Die Angebote zu Themen wie Arbeitszeugnisse und Abmahnungen hatte ich dieses Jahr leider verpasst.“

Mannheim

„Welcome-Grillen“ im Bezirk Mannheim

Treffen vor Ausbildungsbeginn: Die Gewerkschaft lädt zum Kennenlernen.

Foto: Zoe Dickhaut

Auch in diesem Jahr lud die IGBCE-Jugend Mannheim zum traditionellen „Welcome-Grillen“ ein. Die Veranstaltung hat sich über die Jahre als ein fester Bestandteil der Begrüßung neuer Auszubildender und dualer Studentinnen und Studenten etabliert. Rund sechzig junge Leute kamen und nutzten die Gelegenheit, einander in lockerer Atmosphäre kennenzulernen und mehr über die Arbeit der IGBCE für junge Menschen zu erfahren. „Das war die perfekte Gelegenheit, als Jugendvertreterin schon einmal in entspannter Atmosphäre Kontakte zu den neuen Azubis zu knüpfen“, berichtet Emily Mayer, stellvertretende Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) bei Roche.

„Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, wie schnell sich die ,Neuen‘ untereinander vernetzen und wie offen sie für unsere Arbeit und die Themen der Gewerkschaft sind“, fasst JAV- und Jugendreferentin Zoe Dickhaut ihre Eindrücke zusammen.

Böblingen

Schill + Seilacher: Hartnäckigkeit zahlt sich aus

Geschlossen solidarisch: Schon beim 1. Mai 2023 ging es um S+S.

Foto: IGBCE

Der Sozialplan und Interessenausgleich beim Spezialchemiehersteller Schill + Seilacher (S+S) steht. „Das Wichtigste: Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2026 vom Tisch“, teilt der Betriebsratsvorsitzende Achim Entenmann mit. Nach dem ursprünglichen Vorhaben wollte das Management ein Viertel der rund 400 Beschäftigten abbauen. „Inzwischen haben knapp achtzig Personen aufgrund Renteneintritts oder Eigenkündigungen den Betrieb verlassen“, berichtet Entenmann. Ob das langfristig im Sinne von S+S ist, scheint fraglich: „Mit jetzt zu wenig Leuten können wir einen Teil unserer Aufträge gar nicht mehr abarbeiten“, sorgt sich der Betriebsrat. Ein Problem sei auch, dass gerade an hochkomplexen Anlagen die Einlernphasen so lang seien, dass Aushilfen diese gar nicht bedienen könnten. Immerhin: „Wer versetzt wird, behält bis Ende 2026 sein Entgelt.“ Weiterhin hat sich S+S dazu verpflichtet, bis Ende 2027 sechs Millionen Euro zu investieren sowie von 2025 an mindestens vier Auszubildende pro Jahr einzustellen. „All das wäre ohne die IGBCE so nicht möglich gewesen“, kommentiert Bezirksleiter Andreas Klose. Der Gewerkschafter ging massiv in die Öffentlichkeitsarbeit (profil berichtete mehrfach) und machte mit der hohen Zahl an IGBCE-Mitgliedschaften der Geschäftsführung des Spezialchemieherstellers klar, „dass brachiale Abbaupläne bei uns immer auf starken Widerstand stoßen werden“.