Der Chemie-Tarifabschluss steht. Dafür sorgten vor allem die aktiven Gewerkschaftsmitglieder im Landesbezirk, die mit ihren Aktionen den Druck deutlich erhöhten.

Eigentlich sind Tarifrunden für Reinhard Westhäuser, Betriebsratsvorsitzender bei Renolit in Worms, nichts Neues. Seit 26 Jahren ist er Betriebsratsmitglied, seit 41 Jahren im Unternehmen. „Und dennoch habe ich es selten erlebt, dass Beschäftigte sich so in die Forderungen reinarbeiten und dermaßen dafür einsetzen wie jetzt“, blickt er zurück. „Es war gut, dass wir beim Thema Mitgliederbonus hart blieben. Die Erwartungshaltung unserer Mitglieder, die ewige Trittbrettfahrerthematik zu beenden, war riesig.“ Entsprechend hoch war die Resonanz bei der Kundgebung vor dem Werkstor. „Die Beschäftigten hatten verstanden, dass es diesmal wirklich darauf ankommt.“ Selbst die Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung seien heiß darauf gewesen, Flagge zu zeigen. Mit der Besserstellung von IGBCE-Mitgliedern habe man einen noch deutlicheren Mehrwert einer Gewerkschaftszugehörigkeit erreicht.

Muharrem Kaya, Betriebsratsvorsitzender bei Michelin in Bad ­Kreuznach, blickt ebenfalls auf eine sehr gute Kundgebung, bei der mehr als 200 Beschäftigte teilgenommen haben, zurück. „Unsere Auslastung ist sehr gut, die Prognosen bis zum Jahresende ebenfalls. Das Unternehmen investiert viel. Da ist der jetzt vereinbarte Einkommenszuwachs nur fair“, lobt Kaya die 6,85 Prozent. Er erwartet vor allen Dingen auch Verbesserungen beim Bundesentgelttarifvertrag: „Die Schwelle beim Übergang von E8 zu E9 ist zu groß“, nennt er ein Beispiel, das ihm unter den Nägeln brennt.

Die größte Aktion im Landesbezirk fand in Ludwigshafen statt: Trotz Regens zogen hier rund 5.000 Chemie-Beschäftigte für die Tarifrunde 2024 vor das BASF-Stammwerk. Auch hier trieb viele die Forderung um den Mitgliederbonus um, zum Beispiel Janina Krück: „Ich bin hier, um die Gemeinschaft zu unterstützen. Nach so vielen Dingen, von denen auch die Nichtmitglieder profitiert haben, kommt jetzt endlich ein Bonus nur für Mitglieder.“ Stephan Güldner, Vorsitzender der Vertrauensleute, zeigt sich zufrieden, denn: „Ich kenne keinen Tarifabschluss in der Chemie, wegen dem ein Unternehmen Insolvenz anmelden musste.“ Güldner verweist auf die jahrelangen Rekordjahre, die die BASF mithilfe der Belegschaft am Standort eingefahren hat.