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Vor Ort: Rheinland-Pfalz/Saarland

Hannover

Frauentag: Delegation diskutiert Viertagewoche

Die Frauen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland auf dem siebten Frauentag und ihr Schwerpunktthema Arbeitszeit.

Foto: Nicole Strasser

Die rund dreißig Gewerkschafterinnen aus Rheinland-Pfalz und dem ­Saarland, die den siebten IGBCE-Frauentag besuchten, setzten sich vor Ort mit einem hochaktuellen Thema auseinander: der oft diskutierten Viertagewoche. „Klar ist: Die althergebrachte ,Vollzeit‘ passt immer weniger zur Realität von Beschäftigten, insbesondere von Familien“, unterstrich Jessica Rauch, stellvertretende Landesbezirksleiterin, die Notwendigkeit der Debatte. „Unsere Mitgliederbefragung zeigte: So vielfältig, wie die Menschen sind, so vielfältig wünschen sie sich ihre Arbeitszeitmodelle.“

Deshalb kann nach Meinung von Jessica Rauch und der neu gewählten Landesbezirksfrauenausschuss-Vorsitzenden Andrea Weil eine starre, unflexible Viertagewoche keine Lösung sein. „37,5 Stunden geteilt durch vier, das ist mir zu sehr aus Arbeitgeberperspektive gedacht“, so Weil. Es brauche individuelle(re) Lösungen, wobei das in Schichtsystemen oftmals eine Herausforderung darstelle.

Foto: Jessica Rauch

Der stellt man sich aktuell bei Schott. Seit Oktober vergangenen Jahres läuft beim Hersteller für unter anderem Spezialglas und Glaskeramik eine Pilotbetriebsvereinbarung. Sie ermöglicht es rund hundert Beschäftigten in einer Abteilung, in Vollkonti-Schicht eine Wahlarbeitszeit zwischen 32 und 42 Stunden in Anspruch zu nehmen. „Nach Absprache im Team können sich diese die Beschäftigten legen, wie sie möchten, ob an vier oder an fünf Tagen“, berichtet Serhat Güngör, Vorsitzender der Arbeitszeitkommission. Für den Betriebsrat die logische Fortsetzung des bisher erfolgreich erprobten Teilzeit-auf-Schicht-Modells. „Das Pilotprojekt ist auf zwei Jahre angelegt und für uns ein weiterer Weg, alles zu tun, um das Arbeiten im Vollkonti-System attraktiver zu machen. Vielleicht ist es auch eine Lösung für Frauen, die nicht gern nachts arbeiten möchten“, so Güngör.

Andrea Weil ist es wichtig, diese Diskussion jetzt in mehrere Betriebe zu tragen, „sonst reden wir in zwanzig Jahren immer noch“, sagt sie. Sie blickt auf viele gute Gespräche des für sie ersten live erlebten Frauentags zurück. „Die Stimmung war klasse, ich bin mit vielen Inspirationen nach Hause gefahren.“ Für Jessica Rauch war die Veranstaltung der perfekte Auftakt für die bevorstehenden Bezirksfrauenkonferenzen. „Dazu wird es mit Sicherheit entsprechende Anträge und somit politische Forderungen geben.“

Eines der zentralen Themen, zu dem die Gewerkschafterinnen Pro und Kontra heiß diskutierten: Arbeits­zeitverkürzung versus Viertage­woche.

Foto: Nicole Strasser

Mainz

Jetzt die Demokratie stärken!

Das QFC will auf betrieblicher Ebene das Demokratieverständnis stärken.

Foto: alexander_hauk.de | pixelio.de

In Zeiten, in denen populistische Parteien immer mehr Zulauf erhalten, gilt es mehr denn je, über die Vorteile und Freiheiten von Demokratie und Grundrechten aufzuklären. Das Qualifizierungsförderwerk Chemie (QFC) bietet aktuell zwei entsprechende Angebote an, die betriebliche Akteurinnen und Akteure buchen können. Das Programm „Coole Demokratie“ besteht aus drei jeweils zweitägigen Modulen, die nicht aufeinander aufbauen und somit separat buchbar sind.

Modul 1 soll das persönliche Demokratieverständnis im betrieblichen Alltag fördern. Modul 2 gibt Tipps, demokratiefeindlichen Tendenzen zu begegnen. Modul 3 erarbeitet Maßnahmen, mit Hass und Hetze im Netz umzugehen. Ebenfalls angeboten: in einem Escape-Room Rätsel und Aufgaben rund um Diskriminierungsfälle und Grenzen der Meinungsfreiheit zu lösen. Dieses Angebot ist entweder als mobiler Escape-Room in Form eines Live-Action-Events oder als virtuelle Variante möglich.

„Nie wieder ist jetzt! Diese Angebote sind auf den betrieblichen Alltag zugeschnitten und sollen Möglichkeiten aufzeigen, Alltagsrassismus schon im Keim zu ersticken“, empfiehlt Jessica Rauch, stellvertretende Landesbezirksleiterin, die QFC-Angebote zu buchen.

Zell/Mosel

Mit jeder Flasche eine gute Tat

Adrian Justen sammelt Kronkorken und unterstützt so krebskranke Kinder.

Foto: privat

Pfandflaschen zu sammeln, um sie abzugeben – das kennen alle. Aber Kronkorken anhäufen? Adrian ­Justen, Maschinenbediener bei Zeller Plastik, tut genau das – und zwar für einen guten Zweck. Denn dieses „Kleinvieh macht Mist“: Das wertvolle Altmetall bringt dem Verein Förderkreis Bonn, der krebskranken Kindern und Jugendlichen hilft, Geld. „Ich war selbst länger im Krankenhaus und trage ein Handicap mit mir. Was liegt nach so einer Erfahrung näher, als anderen zu helfen“, sagt er ganz selbstbewusst.
Justen holte sich im Betrieb die Erlaubnis, am Getränkeautomaten einen entsprechenden Sammelkorb anbringen zu dürfen. Und damit noch nicht genug: Vereine in seiner Heimat hat er über seine Aktion ebenso informiert wie Großveranstaltungen, die in Trier oder Koblenz stattfinden. Über Ebay und Kleinanzeigen hält er regelmäßig Ausschau nach abzugebenden Verschlüssen. Familie, Freunde und Bekannte achten ebenfalls tunlichst genau darauf, beim „Plopp“ einer Flasche den Deckel nicht wegzuwerfen.
„Seit zweieinhalb Jahren sind bis jetzt zweieinhalb Tonnen an Altmetall zusammengekommen“, berichtet Justen stolz. Umgerechnet sind das rund 1.250 Euro, die er auf diese Weise für die hilfsbedürftigen Kinder und Jugendlichen zusammentragen konnte. Dabei bietet er vielen Spendern an, das wertvolle Gut sogar persönlich abzuholen. Adrian Justen verbindet das dann mit einem Urlaub am jeweiligen Abholort. Das kann sogar in der Schweiz sein, wo seine dort lebende Schwester ebenfalls Kronkorken für den guten Zweck beiseitelegt.
Einen Wunsch hat der engagierte Sammler: dass bei den demnächst stattfindenden Gewerkschaftskonferenzen bis hin zum IGBCE-Kongress sein Beispiel Schule macht. „Da kommt sicher einiges zusammen“, hofft er.