Arbeit & Gesellschaft

News

News

Politik & Soziales

Beirat

Netzausbau besser als gedacht

Weil unklar sei, wie schnell sich der Energiehunger in den kommenden Jahren vergrößert, plädiert Klaus Müller im Beirat für einen „dynamischen Netzausbau“.

Foto: Kai-Uwe Knoth

Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, erläuterte Ende Juni im Beirat der IGBCE, wie es um den Netzausbau und die Versorgungssicherheit in ­Deutschland steht. Unter anderem beleuchtete er die Frage, wie weit denn ­Deutschland mittlerweile tatsächlich ist beim Netzausbau. Seine Botschaft: besser als gedacht.
Mit seinem Vortrag stieß Müller bei den Mitgliedern des 150-köpfigen Gremiums auf sehr interessierte und offene Ohren: Die meisten der IGBCE-Branchen gehören zu den energieintensiven Bereichen der deutschen Wirtschaft, die mit hohen Energiepreisen ringen und zudem schwer damit beschäftigt sind, die Umstellung auf klimafreundlichere Produktionswege zu wuppen. Um für die Transformation der Industrie und der Energieversorgung hin zu erneuerbaren Energien gerüstet zu sein, müsse Deutschland viel in die Hand nehmen. „Ja, der Netzausbau kostet Geld“, sagte Müller, und diese Investitionskosten fließen in die Netzentgelte ein. Allerdings gelte auch: Je mehr Strom man durch diese Netze leite, desto niedriger sei am Ende die finanzielle Belastung.
Mit Blick auf die Geschwindigkeit beim Netzausbau sagte Müller, diese habe sich tatsächlich verbessert. Von 2021 bis heute habe man die Zahl der neu in Betrieb genommenen Netze verdoppelt, die Zahl der in Bau oder in Genehmigungsverfahren befindlichen Netze sogar vervierfacht. Grundsätzlich müsse man sich beim Thema Netzausbau mit anderen europäischen Nationen koordinieren. „Wir brauchen die Verknüpfung zu unseren Nachbarn.“

IGBCE-Frauentag

Zehn Punkte für mehr Gleichstellung

Jennifer Mansey stellt zum Abschluss des Frauentages den Zehn-Punkte-Plan für mehr Gleichstellung in der Transformation vor.

Foto: Nicole Strasser

Bundesfamilienministerin Lisa Paus sprach zum Thema Vereinbarkeit.

Foto: Nicole Strasser

Der siebte Frauentag der IGBCE unter dem Motto „Fair Wandeln“ stand ganz im Zeichen der Transformation. Drei Tage lang diskutierten 260 Delegierte aus den Landesbezirken, wie eine geschlechtergerechte Transformation gelingen kann und welche Chancen sie bietet, Arbeit neu zu definieren und gerechter zu verteilen.
„Wir müssen die Transformation unserer Industrien als Chance nutzen nicht nur für die Beschäftigten insgesamt, sondern vor allem für eine echte und faire Gleichstellung zwischen Frauen und Männern“, sagte Oliver Heinrich, im geschäftsführenden Hauptvorstand der IGBCE unter anderem für die Bereiche Frauen und Diversity verantwortlich.
Dass die Transformation der Arbeitswelt gleichberechtigt für Frauen und Männer vonstattengehen müsse, forderte auch Bundes­familien­minis­terin Lisa Paus in ihrer Festrede. „Die sozial-ökologische Transformation wird unser Leben von Grund auf verändern – auch unsere Arbeitswelt. Diese Veränderung wird nur mit den Frauen gelingen“, so Paus.
Was die Transformation für die Fairness zwischen den Geschlechtern bedeutet, nahmen die Delegierten in Workshops genauer unter die Lupe. Sie erarbeiteten, wie sich verschiedene Aspekte der Transformation auf die Geschlechtergerechtigkeit auswirken. Zum Abschluss verabschiedeten die Delegierten einen Zehn-Punkte-Plan für mehr Fairness zwischen den Geschlechtern in der Transformation. Darin fordern die IGBCE-Frauen neue, flexible Arbeitszeitmodelle, Unterstützung durch die Arbeitgeber bei den finanziellen und gesundheitlichen Kosten für mobiles Arbeiten und Weiterbildungen für Voll- und Teilzeitbeschäftigte, damit Frauen beim Technik- und Digitalisierungswissen aufholen können. Um die Rentenlücke zwischen Männern und Frauen zu schließen, fordern die Frauen, Altersvorsorgemodelle in die Tarifverträge aufzunehmen, mit denen Care-Arbeit belohnt wird. Betriebsvereinbarungen oder andere verbindliche Regelungen sollen festhalten, dass sexuelle Übergriffe und Diskriminierung im Job nicht toleriert werden. Die Lebenswelt und die Interessen von Frauen sollen in allen Gremien berücksichtigt und künstliche Intelligenz soll so trainiert und genutzt werden, dass sie Ungleichheit nicht weiter verstärkt. Schließlich fordern die Frauen mehr Sichtbarkeit innerhalb der IGBCE und ein gemeinsames Engagement gegen den Rechtspopulismus und sein rückwärtsgewandtes Frauenbild.
„Tragt die zehn Punkte in die Bezirkskonferenzen“, sagte ­Jennifer Mansey, Abteilungsleiterin für Frauen und Diversity bei der IGBCE, zum Abschluss. „Damit sehen wir uns nächstes Jahr beim Kongress wieder.“

Mehr zum IGBCE-Frauentag gibt es hier.

Stiftung Arbeit und Umwelt

Blick auf Europa

Birgit Biermann, stellvertretende IGBCE-Vorsitzende

Foto: Michael Kuchinke-Hofer

Die Konferenzreihe „To-do Transformation“ der Stiftung Arbeit und Umwelt widmet sich zentralen Fragen zur Gestaltung der Transformation. Thema der diesjährigen Veranstaltung am 4. Juli war „Transformation geht nur demokratisch, in Gesellschaft und Betrieb“. Der Fokus der Diskussionen lag deshalb auf der demokratischen Betrachtung der Transformationsfragen und -prozesse sowie der ­betrieblichen ­Perspektive.
Um Letztere ging es in der Diskussion „Gestalten statt mitnehmen betriebliche Demokratie als ein Schlüssel für die Transformation im Unternehmen“. Die stellvertretende IGBCE-Vorsitzende Birgit Biermann sprach sich dafür aus, die Einflussmöglichkeiten der betrieblichen Gremien auf unternehmerische Prozesse und Entscheidungen zu erweitern: „Je früher man die Betriebsräte mitnimmt, umso weniger hakt es im Transformationsprozess.“
Für eine Aktualisierung der Bedingungen von Betriebsratsarbeit sprach sich Ernesto ­Klengel, wissenschaftlicher Direktor des Hugo Sinzheimer Instituts für Arbeits- und Sozialrecht der ­Hans-Böckler-Stiftung, aus. ­Andreas Bodemer, Leiter des IGBCE-Büros in Brüssel, plädierte dafür, Mitbestimmung mehr in Richtung Europa zu denken und sich dort stärker zu vernetzen. „Betriebsräte brauchen mehr Rechte, mehr Kapazitäten und Ressourcen“, sagte er. Dafür sei die Revision der Richtlinien über Europäische Betriebsräte ein ­wichtiger Schritt.