Vor Ort

Baden-Württemberg

Danke für euren Einsatz!

Text Axel Stefan Sonntag

Der Chemie-Tarifabschluss steht. Dafür sorgten vor allem die aktiven Gewerkschaftsmitglieder im Landesbezirk, die mit einer Vielzahl an Aktionen den Druck deutlich erhöhten.

180 Beschäftigte des Spezialchemieherstellers Sun Chemical Pigment (Besigheim) strömten vor das Werkstor.

Foto: Martin Rumbolz

Für Petra Geusch-Leuthe, langjährige Betriebsratsvorsitzende beim Pharmahersteller Takeda, kam der Chemie-Tarifabschluss mit wohl perfektem Timing: Mehr oder weniger zeitgleich mit dem in ihrem Gremium vollzogenen Generationenwechsel ist sie froh und stolz zugleich, „dass jetzt endlich jeder verstehen müsste, dass es einen echten, starken Unterschied zwischen Gewerkschaftsmitgliedern und Trittbrettfahrerinnen und -fahrern gibt“, kommentiert sie den vereinbarten Mitgliedervorteil. „Der zusätzliche Freistellungstag für Gewerkschaftsmitglieder ist der Knaller, der hier sehr, sehr positiv ankam“, beschreibt die Betriebsrätin die Stimmung unter den rund 1.400 Beschäftigten in Konstanz und Singen.

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Im gesamten Landesbezirk fand eine Vielzahl an Aktionen statt, um endlich in der dritten Bundestarifverhandlungsrunde den Tarifabschluss zu bekommen.

Fotos (9): Bezirke (7), Tobias Traut, Karsten Rehbein

Auf gute Resonanz stoße ebenso die auf zwei Wochen halbierte Mindestvertretungszeit, die für die Entgeltgruppen E7 bis E12 gelte: „Es kommt bei uns öfter vor, dass sich Kolleginnen und Kollegen untereinander vertreten. Doch wenn jemand im Job des anderen nicht drin ist, bedeutet das erst einmal Stress und dann auch noch bis zu vier Wochen lang keinen finanziellen Ausgleich“, weiß sie. Diese Ungleichbehandlung verkürzte die IGBCE nun auf zwei Wochen. „Natürlich mussten wir im Gegenzug an anderer Stelle Kompromisse akzeptieren. Die Laufzeit hätte ich mir anders gewünscht“, sagt sie.

Marc Beckbissinger, Betriebsratsvorsitzender beim Spezialchemiehersteller Sun Chemical Pigment in Besigheim, blickt zurück auf die vielen Diskussionen zur wirtschaftlichen Lage. „Ja, 2023 war an unserem Standort von Kurzarbeit geprägt. Doch seit Jahresbeginn erholt sich die Lage deutlich“, kommentierte er die Schwarzmalerei der Arbeitgeber zwischen den einzelnen Bundes­tarif­verhand­lungen. „Unsere Produktion läuft wieder auf hohem Niveau. Die momentane Auftragslage lässt auf ein wirtschaftlich gutes Jahr 2024 für unseren Standort hoffen.“ Auf einer Kundgebung setzten rund 180 Beschäftigte vor der dritten Bundes­tarif­verhand­lungs­runde ein deutliches Zeichen und warnten schon seinerzeit die Arbeitgeber eindeutig: „Sie setzen das Vertrauen und die Loyalität aller Beschäftigten aufs Spiel, unabhängig davon, ob sie Mitglied in der Gewerkschaft sind oder nicht.“ Dafür gab es ­lautstarken ­Beifall.