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Potsdam

„Auf Betonhaltung aufgebaut“

„Wir lassen die Katze aus dem Sack“: Gruppenfoto vor der Verhandlung.

Foto: IGBCE Nordost

Am 25. April 2024 ist die erste regionale Tarifverhandlung für die rund 45.000 Beschäftigten in der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Nordost und Thüringen ergebnislos vertagt worden. IGBCE-Verhandlungsführerin und Landesbezirksleiterin Nordost, Stephanie Albrecht-Suliak, kritisierte enttäuscht: „Wir haben zwar kein sofortiges Ergebnis erwartet, aber auf ein faires Verständnis für unsere Forderungen gehofft. Stattdessen wurde eine Betonhaltung aufgebaut und unsere Statements wurden nicht einmal ausdiskutiert!“

Maria Schwarz von B. Braun, die ebenfalls kurz referierte, kommentierte: „Dem Arbeitgeber mangelt es an Kooperationsbereitschaft und dem Blick auf die Realität!“ Göran Gust von Wacker Chemie zeigte sich ebenfalls entgeistert: „Ich bin entsetzt über die Anschuldigung der Arbeitgeber. Wir sind keine Spaltpilze, nur weil wir für eine Wertschätzung für unsere Mitglieder kämpfen!“

Die weiteren Verhandlungen wurden an die Bundestarifkommission übertragen. Die erste Bundestarifrunde ist am 15. Mai ohne Einigung zu Ende gegangen. Am 4. und 5. Juni wird weiterverhandelt.

Die Forderungen im Überblick: Erhöhung der Einkommen und Ausbildungsvergütung für IGBCE-Mitglieder um sieben Prozent, tarifliche Regelungen für Wertschätzung und Besserstellung für IGBCE-Mitglieder sowie Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags, um attraktive Entwicklungsmöglichkeiten für IGBCE-Mitglieder zu schaffen.

Aktuelle Infos zur Tarifrunde unter: chemie2024.de

Das bringt Glück

Unter die 2.000 Teilnehmenden auf den vom DGB organisierten Aktionen zum 1. Mai mischten sich in Leipzig auch 150 Schornsteinfeger*innen (Bildmitte: Stephanie Albrecht-Suliak, IGBCE-Landesbezirksleiterin Nordost).

Foto: IGBCE Nordost

Tarifmeldungen

Chemie – B. Braun Radeberg: + 155 Euro, Azubis + 150 Euro, 1.200 Euro Urlaubsgeld, Azubis 700 Euro, 600 Euro Inflationsausgleichsprämie, auf 13 Monate.

Chemie – Ciech Salz: Insgesamt + 7,5 Prozent, Erhöhung der Azubivergütungen, 30 Euro Urlaubsgeld, 2.000 Euro Inflationsausgleichsprämie, zwei Urlaubstage mehr, auf 21 Monate.

Glas – Euroglas: Insgesamt bis zu + 2,5 Prozent und + 2,80 Euro/Stunde, 800 Euro Inflationsausgleichsprämie, für Azubis 400 Euro, auf 24 Monate.

Chemie – Inver: Entgelterhöhung um insgesamt 375 Euro, je 600 Euro Jahresleistung und Urlaubsgeld, 1.800 Euro Inflationsausgleichsprämie, Reduzierung der Arbeitszeit auf 38,5 Stunden/Woche, auf 24 Monate.

Berlin-Mark Brandenburg

Schnappschuss!

Foto: IGBCE Nordost

Bereits am ersten Tag seines Auslandspraktikums im IGBCE-Landesbezirk Nordost und im Bezirk Berlin-Mark Brandenburg lief Alex Stöglehner ein prominenter Politiker über den Weg. Natürlich ließ es sich der Österreicher nicht nehmen, diese besondere Begegnung mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, auf dem Arbeitnehmer*innenempfang zum 1. Mai sofort festzuhalten. Alex Stöglehner ist Betriebsratsvorsitzender von ESIM Chemicals am Chemiepark in Linz und absolviert im Rahmen seiner Ausbildung an der Sozialakademie ein einmonatiges ­Europapraktikum.

Leuna/Schwarzheide/Leipzig

VielfältigIGBCE auf Tour

Foto: IGBCE Nordost

Der Foodtruck der IGBCE-Vielfältigkeitstour war auch im Landesbezirk Nordost unterwegs, etwa in Halle-Magdeburg und der Lausitz. Neben leckeren Pommes und Currywurst sorgte er für gute Gespräche zum Thema Europawahl am 9. Juni 2024 und deren Motto: „Gute Arbeit? Besser mit Europa!“ Kolleginnen und Kollegen diskutierten, wieso es wichtig ist, wählen zu gehen. Ein Fokus lag auf der klaren Positionierung gegen Rechtspopulismus: Dessen Ansätze gefährden den Industriestandort Europa und gute Industriearbeitsplätze in den IGBCE-Branchen.

Dresden

Impulse für Betriebsräte

Foto: IGBCE Nordost

Flughafen Dresden: Dort diskutierten Betriebsräte und Jugendvertreterinnen sowie -vertreter aus Sachsen zur Sächsischen Betriebsratskonferenz sehr engagiert über die selbstbewusste betriebliche Demokratie im Bundesland.
Großen Applaus gab es für Ministerpräsident Michael Kretschmer: „Wir brauchen starke Unternehmen, die Tarifverträge haben und gute Löhne zahlen. Sie sind wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg und sozialen Zusammenhalt in diesem Land“, sagte er. Zahlreiche Impulse gab es zudem für die Betriebsratsarbeit zu den Themen Arbeitsverdichtung und Arbeitnehmermarkt.

Berlin-Mark Brandenburg

Warnstreik bei Total

Foto: IGBCE Nordost

Im April machten die Beschäftigten von TotalEnergies Marketing Deutschland ihrem Unmut Luft. Betriebsratsvorsitzender Dieter Keller hofft, dass damit die notwendige Bewegung in die Verhandlungen gekommen ist.

Boxberg

Politischer Besuch bei der Jugend

Foto: IGBCE Nordost

Mit „Zukunft“-Schriftzügen präsentierte die LEAG-Jugend im April im Kraftwerk Boxberg auf der vereinten Sitzung der Landesregierungen von Sachsen und Brandenburg ihr Anliegen. Danach folgte eine angeregte Diskussion mit den beiden Ministerpräsidenten Dietmar Woidke und Michael Kretschmer über die Zukunft in der Lausitz.

Dresden

Da geht noch was

Mehr als zwei Jahre intensiver Verhandlungen und mehrere Arbeitskämpfe waren nötig, aber am Ende hat es sich ausgezahlt: Vor einem Jahr, im April 2023, haben die IGBCE und der Chiphersteller Globalfoundries einen Haustarifvertrag für die Beschäftigten des Dresdner Unternehmens unterschrieben. Seitdem gibt es ein tarifliches und gerechtes Vergütungssystem, reduzierte Arbeitszeiten, Zuschläge und Zulagen, ein 13. Monatsentgelt und zusätzlichen Urlaub. Aber damit nicht genug: Die IGBCE wird alles tun, um die Halbleiterindustrie weiter zu erschließen.

Dresden

Frauen zeigen Haltung

Foto: Vivian Madeja

„Wahnsinnig toll und interessant“, begeisterte sich eine kleine Gruppe von Frauen auf einer Veranstaltung über den Vortrag von Marcel Assmann. Der Coach zeigte durch spannende und hilfreiche Impulse der Selbstverteidigung und Deeskalation, wie der Einklang der äußeren Haltung mit der inneren Stärke gelingt.


Foto: privat

3 Fragen an …

Jan Melzer

Der neue Bezirksleiter Leipzig zieht nach den ersten einhundert Tagen im Amt Bilanz.

Hast du seit Amtsantritt wesentliche Veränderungen in der Bezirksarbeit vorgenommen und sind die ersten Auswirkungen erkennbar?

Zunächst einmal habe ich einen gut funktionierenden Bezirk mit einem engagierten Team übernommen. Tarifpolitisch steht aber noch einiges an Arbeit an. So haben wir in Abstimmung mit dem Bezirksvorstand eine Tarifstrategie erarbeitet, die vorsieht, dass unsere Mitglieder in den Haustarifbereichen durch verschiedene Instrumente besser in die Tarifarbeit und die Entscheidungsprozesse eingebunden und informiert werden. Zu dieser Strategie gehört auch, dass sich der Mitgliederwille im Tarifergebnis deutlicher widerspiegeln muss, notfalls in tariflichen Auseinandersetzungen. So ist es uns gelungen, exemplarisch in einem Betrieb innerhalb kürzester Zeit vierzig neue Mitglieder zu gewinnen.

Haben die politischen Unruhen Auswirkungen auf die Mitgliederarbeit?

Selbstverständlich! Wir stehen im Moment vor der Herausforderung, dass viele Menschen Mitglied der IGBCE werden, um ihre Arbeits- und Lebensbedingungen durch Mitbestimmung und Tarifverträge zu verbessern. Gleichzeitig werden wir in den Betrieben immer öfter angehalten, uns „politisch neutral“ zu verhalten. Wichtig ist aber, dass wir gegen Extremismus und Populismus eine klare Haltung zeigen, um auch zukünftig unseren umfangreichen Aufgaben als Organisation nachkommen zu können. Das funktioniert nur in demokratischen Strukturen. Du bist von Halle-Magdeburg nach Leipzig gewechselt.

Worin unterscheiden sich die Bezirke?

Es gibt zwischen den Bezirken in der Basisarbeit sehr viele Gemeinsamkeiten. Der wesentliche Unterschied besteht tatsächlich beim Strukturwandel im Mitteldeutschen Revier. Hier arbeiten wir intensiv auf allen Ebenen der Organisation, damit im Zuge des Wandels niemand ins Bergfreie fällt.