Das bringt uns Europa!
Mitte März lud der Landesbezirk zu einem einwöchigen Europaseminar nach Kehl und Straßburg. Das machte die komplexe EU-Bürokratie für viele verständlicher.
Zugegeben: Europa scheint für viele abstrakt und weit entfernt zu sein, obwohl gerade die Bundesrepublik in vielerlei Hinsicht von der EU profitiert. „Deshalb wollten wir unseren Mitgliedern die Möglichkeit bieten, sich konkret vor Ort ein Bild zu machen“, begründet Jessica Rauch, stellvertretende Landesbezirksleiterin, das Angebot des einwöchigen Europaseminars.
Der Kalender war prall gefüllt: angefangen beim Stadtrundgang in der Grenzstadt Kehl über eine Führung durch das jüdische Straßburg, den Besuch des Europäischen Verbraucherschutzzentrums bis hin zum Kennenlernen von Europarat und Europäischem Parlament. Hier trafen die Kolleginnen und Kollegen die Abgeordnete Gaby Bischoff. Sie setzt sich als Mitglied im Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten dafür ein, die Rechte der Beschäftigten europaweit zu stärken, zum Beispiel in Bezug auf bessere Arbeitsbedingungen in der Plattformarbeit, die EU-Mindestlohnrichtlinie und die Stärkung Europäischer Betriebsräte. „Das war ein Austausch auf Augenhöhe“, resümiert Heike Kohr, stellvertretende Vorsitzende des Seniorenarbeitskreises Saarbrücken. „Sie hat auf unsere Fragen als Mensch und nicht als Abgeordnete geantwortet.“ Diskussionspunkte gab es reichlich, insbesondere in Hinblick auf die bevorstehende Europawahl am 9. Juni. Alle wussten um die Bedrohung von rechts und dass die Gefahr bestand, dass einige planten, die demokratische Arbeit des Parlaments zu boykottieren.
Alle profitieren von Europa
Die Feier zum Internationalen Frauentag, die im Plenum während des Besuchs stattfand, beeindruckte Jessica Rauch ganz besonders. „Es sprach die Kapitänin der spanischen Fußballnationalmannschaft und sie unterstrich, wie viel Europa dazu beiträgt, dass Mädchen und Frauen ihre Ambitionen verwirklichen können. Daran anschließend gab es eine Debatte über Gewalt an Frauen in Europa und welche Verantwortung das Parlament hat, hier Verbesserungen zu bewirken.“
Für mich ist klar, die Europawahl bei meinen Kolleginnen und Kollegen zum Thema zu machen“, hat sich Ulli Meister, Schichtmitarbeiter in der Produktion der BASF SE, vorgenommen. An seinem eigenen Arbeitsplatz sieht er tagtäglich, wie Grundstoffe aus aller Herren Länder den Wareneingang passieren und die von ihm weiterverarbeiteten Produkte wieder in den Export gehen. „Wir profitieren alle von einem Europa ohne Grenzen, an dessen Zukunft ich fest glaube“, so Meister.
Das sieht Teilnehmerin Martina Hontzia ebenso. Die Vertreterin der Betriebsortsgruppe von Teleperformance will das Reisen ohne Grenzen und ohne Zollwartezeiten nicht mehr missen. „Und darüber nachzudenken, ob mein Handy jetzt im deutschen oder im französischen Handynetz eingebucht ist, spielt auch keine Rolle mehr“, so Hontzia, die aus dem Saarland kommt.
Für die Europawahl werben
Vor Ort nahmen die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter die „physische“ Grenze am Rhein kaum mehr als solche wahr. „Eigentlich nur noch bei den Kontrollen im Zug“, schildert Gewerkschaftssekretär Detlev Uthe seinen Eindruck und behält ein Erlebnis in besonderer Erinnerung: „Unsere Bahn fuhr an einem Stromverteilerkasten vorbei, auf dem eine Hahnenfigur angebracht war. Der Hahnenkamm war geschmückt mit deutscher und französischer Flagge. Die Leute hier sind stolz auf unser Europa.“
„Einig waren sich alle darüber, dass jede und jeder in eigenen Umfeld für die Europawahl werben sollte: in der Familie, im privaten Umfeld, im Betrieb“, schlussfolgert Jessica Rauch und betont: „Europa ist zu wichtig, um es den Europafeinden zu überlassen.“