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Evonik

Handlungsfähigkeit nicht schwächen

Von den Maßnahmen sind vor allem die Managementebenen betroffen.

Foto: Evonik Industries AG

Angesichts der schwachen Geschäftsentwicklung im Jahr 2023 hat der Spezialchemiekonzern ­Evonik ein Stellenabbau- und Kostensenkungsprogramm angekündigt. Weltweit sollen bis 2026 bis zu 2.000 der weltweit 33.000 Jobs abgebaut werden, davon 1.500 in Deutschland. Alexander Bercht, Vizeaufsichtsratschef von Evonik und IGBCE-Vorstandsmitglied, erklärt dazu: „Wir verstehen die Notwendigkeit, in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten bestehende Strukturen im Konzern zu hinterfragen und zu verbessern.“ Evonik stehe vor einer anspruchsvollen Transformation, die nur mit hoher Motivation in der Belegschaft bewältigt werden könne. Bercht mahnt: „Die Maßnahmen dürfen die Handlungsfähigkeit nicht schwächen!“

BASF

Klare Perspektiven gefordert

Die IGBCE kritisiert das von BASF Ende Februar verkündete Sparprogramm und den damit verbundenen Stellenabbau am Stammsitz Ludwigshafen. Statt eines Sparprogramms nach dem nächsten seien Zukunftsinvestitionen und eine klare, nach vorn gerichtete Perspektive nötig, betont Gunther Kollmuß, IGBCE-Bezirksleiter Ludwigshafen. „Die Beschäftigten müssen wissen, wohin sich das Unternehmen bewegt.“ Kollmuß fordert: „Die BASF SE muss die Transformation jetzt anpacken und in den Standort investieren.“

Synlab MVZ

Ordentliches Plus für Beschäftigte

Bundesweite Warnstreiks führten zum Erfolg: In Weiden in der Oberpfalz legten am 23. Januar knapp 200 Beschäftigte ihre Arbeit nieder.

Foto: Ann-Kathrin Grötsch

Nach bundesweiten Warnstreiks und vier erfolglosen Verhandlungen hat sich die IGBCE Anfang Februar mit dem Diagnostikspezialisten Synlab in der fünften Tarifrunde auf einen Abschluss geeinigt. Er bringt den 3.500 Beschäftigten in den medizinischen Versorgungszentren (MVZ) im Schnitt ein Plus von 14,6 Prozent.
Durch die linearen Erhöhungen steigen die oberen Entgelte stufenweise um insgesamt neun Prozent, die unteren Entgelte durch die Erhöhung um einen Sockelbetrag um insgesamt bis zu 16,9 Prozent. Außerdem erhalten die Beschäftigten einmalig eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.080 Euro netto, die in drei Raten ausgezahlt wird. IGBCE-Mitglieder erhalten einmalig 400 Euro netto obendrauf.
Zusätzlich haben sich beide Seiten auf folgende Verbesserungen im Manteltarifvertrag geeinigt: 30 Tage Urlaub für alle ab 2024, 24 Euro Urlaubsgeld pro Urlaubstag für 2024 sowie 25 Euro Urlaubsgeld pro Urlaubstag ab 2025. Außerdem erhöht sich das Weihnachtsgeld ab 2024 um fünf Prozent auf 55 Prozent, 65 Prozent, 75 Prozent oder 85 Prozent (je nach Betriebszugehörigkeit).
„Ohne den Einsatz unserer Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben und die hohe Beteiligung an den Streiks hätten wir den Abschluss nicht erreicht“, sagte IGBCE-Verhandlungsführer Marc Welters und betonte: „Solidarität zahlt sich aus.“ Um den Druck zu erhöhen und den Arbeitgeber dazu zu bringen, sich in den Verhandlungen auf die IGBCE zuzubewegen, hatten Ende Januar bundesweit rund 700 Beschäftigte des Labordienstleisters für einen Tag ihre Arbeit niedergelegt und waren für ihre Forderungen auf die Straße gegangen.
„Die Verhandlungskommission hat ein gutes Ergebnis erkämpft“, sagte Welters. „Gerade für die unteren Entgeltgruppen bringt die deutliche Anhebung der Vergütungen eine spürbare und nachhaltige Entlastung im Portemonnaie.“

RWE

Einigung erzielt

Das RWE-Kraftwerk Niederaußem.

Foto: Moritz Küstner

Ein deutliches dauerhaftes Entgeltplus, eine Einmalzahlung sowie eine monatliche Sonderleistung für IGBCE-Mitglieder: Auf diesen Abschluss haben sich IGBCE und RWE Anfang März in der zweiten Verhandlungsrunde geeinigt. Die Vergütungen der 18.000 Beschäftigten des Energiekonzerns steigen in zwei Stufen um insgesamt 8,8 Prozent ab dem 1. März 2024 um 5,8 Prozent und ab dem 1. Januar 2025 um weitere 3,0 Prozent. Gewerkschaftsmitglieder erhalten zusätzlich dauerhaft 100 Euro mehr im Monat.
IGBCE-Verhandlungsführer Holger Nieden betont: „In zähen Verhandlungen haben wir für unsere Kolleginnen und Kollegen bei RWE einen guten Kompromiss erstritten.“ Dem Energieversorger gehe es wirtschaftlich sehr gut, er fahre Milliardengewinne ein. „Mit dem Abschluss profitieren davon endlich auch die Beschäftigten, die satte Entgelterhöhung entlastet sie spürbar.“ Die dauerhafte Sonderleistung für Gewerkschaftsmitglieder sei eine sehr wertvolle Errungenschaft: „IGBCE-Mitglieder haben dadurch bei RWE einen spürbaren exklusiven Vorteil. Es lohnt sich jetzt noch stärker, Mitglied der IGBCE zu sein.“

Ticker

BP streicht Stellen

Die Produktion am BP-Standort Gelsenkirchen soll deutlich verkleinert werden. 230 Beschäftigte sollen gehen, weil seit Jahren weniger Diesel und Benzin verkauft wird. Bezirksleiter Thomas Steinberg betont: „Ein Konzept für die erfolgreiche Transformation von Deutschlands zweitgrößter Raffinerie ist überfällig.“ BP müsse den Ausbau der Produktion emissionsärmerer Kraftstoffe zügig vorantreiben. Mit der IGBCE werde es nur eine Transformation geben, die ohne betriebsbedingte Kündigungen und sozialverträglich organisiert werde. „Der Konzern fährt Milliardengewinne ein das Geld dafür ist also vorhanden.“

Sozialplan steht

Eineinhalb Jahre haben Gesamtbetriebsrat, IGBCE und Contitech über Interessenausgleich und Sozialplan verhandelt, nachdem das Unternehmen die Neuaufstellung des Schlauchgeschäfts angekündigt hatte. Jetzt steht die Einigung: Statt der ursprünglich insgesamt mehr als 900 zu streichenden Stellen sollen aufgrund der Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite nun 642 Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut werden. Um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, müsse jetzt die Umsetzung an den Standorten stimmen, betont Francesco Grioli, Mitglied im IGBCE-Vorstand und im Conti-Aufsichtsrat. „Wir erwarten vom Management, dass das vereinbarte Maßnahmenpaket voll ausgeschöpft wird.“


Reifenhersteller

„Gegen Kahlschlag in der deutschen Reifenindustrie!“

Ende Februar gingen rund 300 Beschäftigte von Michelin in Karlsruhe gegen die geplanten Werksschließungen auf die Straße.

Foto: Klaus Landry

Mit der „Kasseler Erklärung“ setzen sich IGBCE, Betriebsrätinnen und Betriebsräte für den Erhalt der Reifenproduktion in Deutschland ein. 40 Betriebsratsmitglieder haben das vierseitige Forderungspapier auf der „Betriebsrätekonferenz der Reifenwerke“ Mitte März beschlossen. Ihre Botschaft: Mit Reifen made in Germany lässt sich bis heute gutes Geld verdienen, hier gibt es die nötigen Fachkräfte und das nötige Know-how. Politik und Unternehmen müssen dafür allerdings bestimmte Voraussetzungen schaffen.

„Wir wollen, dass Reifen ein Hochtechnologie- und Zukunftsprodukt des Industriestandorts Deutschland bleiben“, betont IGBCE-Vorstandsmitglied Francesco Grioli. „Wir sollten unsere Standortvorteile nicht leichtfertig aufgeben und Wissen, Erfahrung und Können zum Fenster rauswerfen“, mahnt er angesichts der Hiobsbotschaften aus dem vergangenen Jahr. Denn der Branche droht der Kahlschlag: Vier der noch zwölf bestehenden Reifenwerke sollen in den kommenden Jahren geschlossen und insgesamt 3.300 Stellen abgebaut werden. „Das ist nicht nur ein Drittel der verbliebenen Werke, sondern eine völlig überzogene Reaktion und ein nur schwer nachvollziehbarer Schritt.“

Branche insgesamt profitabel

Schwer nachzuvollziehen, weil es der Branche trotz des herausfordernden Umfelds und deutlich gestiegener Erzeugerpreise gelinge, insgesamt profitabel zu wirtschaften, so Grioli. Die Bruttowertschöpfung sei mit 28 Prozent nahezu stabil geblieben, trotz Corona-­Jahren und trotz Ukraine-Krieg. Auch Personal-, Material- und Energiekosten stellten keine plausiblen Gründe für die Schließung oder die Verlagerung von Produktionskapazitäten und -werken dar. Wirtschaftlich notwendig seien die Werksschließungen und der massive Stellenabbau also nicht.

Um die Reifenproduktion in Deutschland zu halten, erwarten IGBCE und die Betriebsrätinnen und Betriebsräte von den Unternehmen anstelle von Stellenstreichungen Investitionen in die ökologische und ökonomische Wettbewerbsfähigkeit, also in die Forschung und in die Modernisierung der Anlagen sowie die Umrüstung auf erneuerbare Energiequellen. Sinnvoll sei auch eine noch engere Verzahnung der Forschungsabteilungen der Erstausrüster (OEMs) mit denen der Reifenhersteller. Die Nähe des Good­year-­Werks in Fürstenwalde zum neuen Tesla-Werk sei beispielsweise eine ideale Option für eine effiziente Just-in-time-Belieferung.

Von der Bundespolitik fordern IGBCE und Betriebsräte unternehmerische Verantwortung für den Standort Deutschland. „Die Politik muss einseitige Standortnachteile im globalen Wettbewerb vermeiden, um nicht selbst verursachte Schäden von der heimischen Reifenindustrie abzuwenden“, sagt Grioli.

Foto: Stefan Koch

Das ist eine völlig überzogene Reaktion.

Francesco Grioli,
Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstandes der IGBCE

Alternativkonzepte abgelehnt

Im November hatte der französische Reifenhersteller Michelin angekündigt, die Produktion an deutschen Standorten bis Ende 2025 schrittweise einzustellen. Um das zu verhindern, erarbeiteten IGBCE und Betriebsräte ein 100-seitiges Papier mit alternativen Konzepten, die von der Konzernleitung jedoch abgelehnt wurden. Enttäuschung und Frustration darüber seien unter den Beschäftigten sehr groß, berichtet IGBCE-Konzernbetreuer Matthias Hille. Zu den seit Mitte März laufenden Verhandlungen zu Interessenausgleich und Sozialplan betont Gesamtbetriebsratsvorsitzender Lukas Kopaczewski: „Sollte das Unternehmen auch beim Arbeitsplatzabbau den größtmöglichen Profit für sich einplanen und uns billig abspeisen wollen, haben wir unsere Leute jederzeit hinter uns. Wir sind zu allem bereit, um für gute Zukunftsperspektiven zu kämpfen.“

Sozialplanverhandlungen laufen

Für ihre Arbeitsplätze kämpfen auch die Goodyear-Beschäftigten in Fürstenwalde und Fulda. Die beiden Werke sollen nach den Plänen des US-Konzerns geschlossen werden. Dagegen stellen sich auf Kundgebungen weiterhin IGBCE, Betriebsrat und gewerkschaftliche Vertrauensleute. Parallel haben auch bei Goodyear die Sozialplanverhandlungen begonnen. „Verständnis für die Entscheidung der Geschäftsführung können wir Betriebsräte immer noch nicht entwickeln“, so Peter Weiser, Betriebsratsvorsitzender am Standort Fürstenwalde. „Ab jetzt müssen wir aber zweigleisig fahren, für die Belegschaft das Bestmögliche verhandeln und weiterhin versuchen, in Zusammenarbeit mit Politik und Gewerkschaft den Standort zu ­retten.“

Ines Sauer, Betriebsratsvorsitzende am Standort Fulda und Gesamtbetriebsratsvorsitzende, betont: „Sollte es nicht möglich sein, die Produktion weiterzuführen, fühlen wir uns unseren Mitarbeitenden gegenüber verpflichtet, das Bestmögliche für sie herauszuholen. Das haben die Kolleginnen und Kollegen verdient, wenn sie schon den Verlust des Arbeitsplatzes hinnehmen müssen.“


Tarifticker

Uniper

Trotz Angebot des Arbeitgebers reichte es nicht für einen Tarifabschluss in der ersten Verhandlung. IGBCE und ver.di fordern für die 4.000 Beschäftigten des Energieversorgers Uniper eine Erhöhung der Entgelte um 13 Prozent sowie 250 Euro pro Monat mehr für Azubis. Die Beschäftigten müssten an den Milliardengewinnen von Deutschlands größtem Gashändler beteiligt werden, so IGBCE-Verhandlungsführer Holger Nieden.

Steag

Bei einer Laufzeit von zwölf Monaten sollen die Vergütungen der Beschäftigten von Steag und Iqony um zwölf Prozent steigen. Die Ausbildungsvergütungen sollen überproportional angehoben werden. Diese Forderungen haben die Tarifkommissionen für die rund 6.000 Beschäftigten der beiden Stromerzeuger beschlossen. Die wirtschaftliche Situation rechtfertige eine ordentliche Erhöhung der Vergütung.

Leiharbeit

Einigung nach intensiven Verhandlungen: Mit dem Abschluss in der Tarifrunde Leiharbeit gibt es für die rund 700.000 Beschäftigten der Branche höhere Löhne. Ab dem 1. Oktober 2024 steigen ihre Entgelte um 3,7 Prozent, ab dem 1. März 2025 um weitere 3,8 Prozent. Der Tarifvertrag läuft 18 Monate. Bundesweit betreffen die Tarifverträge mehr als 90 Prozent aller Leiharbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer.