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Vor Ort: Nordrhein
Für 2024
Oer-Erkenschwick
Future Convention – Jugend plant die Zukunft
2021 sind 800.000 Menschen in Rente gegangen. Gleichzeitig wurden im selben Jahr nur 473.000 Ausbildungsverträge abgeschlossen – bei zwei Millionen offenen Stellen. Durch die extrem hohe Zahl der Rentenabgänge wird sich die Situation in den kommenden Jahren weiter zuspitzen. Eine Entwicklung, vor der Gewerkschaften schon seit Jahren warnen. Die IGBCE hat im Zuge dessen die Kampagne „Ohne Ausbildung keine Zukunft“ ins Leben gerufen – eine groß angelegte Offensive für mehr Ausbildung in ihren Branchen. Das Ziel: Über Betriebsvereinbarungen sollen Standort für Standort mehr Plätze geschaffen werden. Auch im Landesbezirk Nordrhein beschäftigt sich die Jugend mit der Thematik und den Inhalten der Kampagne.
Dem Trend entgegenwirken
Dazu hat der Landesbezirksjugendausschuss Nordrhein zu einer sogenannten Future Convention eingeladen – einer Wochenendveranstaltung, bei der es um die Frage ging, welche Chancen und Möglichkeiten es gibt, um dem aktuellen Trend entgegenzuwirken. „Unser Ziel ist, gemeinsam Berufsschulen, Ausbildung und Arbeit zu verbessern“, sagt die zuständige Gewerkschaftssekretärin Michelle Pater. „Dazu richten wir unseren Kompass neu in Richtung Zukunft aus und bereiten den gemeinsamen Weg für die kommenden Jahre unserer Gewerkschaftsarbeit vor.“
Rund 65 Teilnehmende folgten der Einladung des Landesbezirksjugendausschusses. An zwei Tagen gab es neben spannenden Reden auch ein Fachforum und Workshops zu den Themen „Ausbildungsreife“, „Fachkräftemangel nur ein Problem des Betriebs?“, „Umlagefinanzierte Ausbildungsplatzgarantie“ und „Best Practice Bewerbungsverfahren“.
Mangel ist allgegenwärtig
Bei den Fachforen wurde unter anderem der Ausbildungsreport des DGB vorgestellt, genauso wie die IGBCE-Kampagne und deren Aktions- sowie Beteiligungsmöglichkeiten. Auch eine Umfrage des Landesbezirks zu Einstellungs- und Bewerbungsverfahren in den Betrieben wurde vorgestellt. „Der Mangel an Fachkräften ist kein exklusives Problem der Jugend. Das ist die Realität, vor der wir alle stehen – heute und, wenn wir nicht sofort etwas ändern, auch morgen“, mahnte Pater.
Visionen umsetzen
Nach den Fachforen wurde in die Workshopphase übergeleitet. Die Nachwuchsgewerkschafterinnen und -gewerkschafter konnten sich auf vier Workshops aufteilen und Zukunftsvisionen zu den jeweiligen Themen definieren. In einem zweiten Schritt ging es darum, was sich für die Umsetzung dieser Visionen gesetzlich, tariflich und betrieblich ändern muss. Abschließend folgte ein Worldcafé zu unterschiedlichen Themen, bei denen es darum geht, den eigenen Horizont zu erweitern. Den Abschluss machte Gewerkschaftssekretär Kris Küppers aus Leverkusen mit einem interessanten Vortrag zum Brückenstrompreis.
Bedburg
Konferenz der Revierwende
In Bedburg hat die zweite Revierwende-Konferenz des DGB stattgefunden. 120 Teilnehmende aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften folgten der Einladung von Manfred Maresch, Leiter des Revierwende-Büros des DGB, um herauszufinden, was das Revier benötigt, um den Strukturwandel zu stemmen. Gleich zu Beginn machte Maresch klar: Miesmachen gilt nicht. „Wenn wir den Menschen nur Negativnachrichten senden, wachsen die Ängste, und je größer die Ängste, desto stärker schlagen die Bauernfänger von rechts zu“, so Maresch. „Wir wollen nicht nur kritisieren, sondern auch zeigen, was schon so alles unterwegs ist.“
Beispiele für Transformation
Dementsprechend wurden auch Beispiele für gelungene oder gelingende Transformationen vorgestellt, etwa beim Dürener Autozulieferer Neapco, der auch in der Elektromobilität mitmischen will. Um die Frage, woher eigentlich der Wasserstoff als saubere Energiequelle kommen soll, ging es beim Thema Helmholtz-Cluster in Jülich, das vom Netzwerk Wasserstoff NRW vorgestellt wurde.
„Wir werden nach dem Kohleaus kein Problem mit Arbeitslosigkeit haben“, sagte Maresch. „Unser Problem wird der Fach- und Arbeitskräftemangel sein.“ Auch die Schaffung gleichwertiger Arbeitsbedingungen, tarifgebunden und mit einer starken Mitbestimmung, werde eine Herausforderung sein. Es werde also wichtig sein, Potenzial richtig zu nutzen. Anja Weber, NRW-Vorsitzende des DGB, betonte in ihrem Vortrag, wie wichtig es sei, auch un- und angelernte Arbeitskräfte einzusetzen, die Frauenerwerbstätigkeit zu fördern und auf Jugendfachkräfte zu setzen.
Strukturwandel sichtbar machen
„Strukturwandel kann nur mit den Beschäftigten gelingen“, sagte der zuständige Gewerkschaftssekretär des IGBCE-Landesbezirks Nordrhein, Ömer Kirli. Die Politik müsse den Fokus endlich auf Arbeit und Beschäftigung legen und den Strukturwandel für die Menschen sichtbar machen. „Sonst wird das Ganze nur ein Projekt für Eliten. Die Region, aber auch die Menschen in der Region fallen dann ins Bergfreie“, betonte Kirli.