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Vor Ort: Hessen-Thüringen

Darmstadt

AppliChem: Streik hat sich gelohnt

Streikende bei der Abschlusskundgebung nach dem Autokorso im September.

Foto: Wolfgang Lenders

Es braucht Mut, um sich gegen einen Arbeitgeber zu positionieren, der behauptet, sich faire Löhne nicht leisten zu können. Genau das haben die Beschäftigten bei AppliChem getan. Zwei Tage lang haben sie sich im Streiklokal getroffen, statt zur Arbeit zu gehen. Mit Erfolg: Das Unternehmen hat jetzt mit der IGBCE vereinbart, den Flächentarifvertrag für die chemische Industrie anzuwenden. „Wir konnten das nur erreichen, weil die Beschäftigten sich so zahlreich zur IGBCE bekannt haben und bei den Kundgebungen und Streiks ein deutliches Zeichen gesetzt haben“, sagt Betriebs­betreuer Michael Schönhals.

Bis Juni 2024 sollen die Arbeitsplätze tarifgerecht eingruppiert werden. Arbeitsgruppen legen dann fest, bis wann die jeweiligen tariflichen Regelungen umgesetzt werden. Im März und im Juni 2024 erhalten die Beschäftigten eine Inflationsausgleichszahlung von je 750 Euro.

Fulda/Hanau

Goodyear streicht auch in Hanau

Während die Beschäftigten von Goodyear in Fulda entsetzt sind von den am 16. November bekannt gewordenen Plänen des Unternehmens, den Standort Fulda zu schließen und in Fürstenwalde die Produktion dichtzumachen, erschüttert eine weitere Hiobsbotschaft das Unternehmen: Laut einer Pflichtmitteilung in den USA hat der Konzern bereits im September einen Rationalisierungs- und Umstrukturierungsplan beschlossen, nach dem rund 1.200 Arbeitsplätze im „Nicht-Produktions-Bereich“ wegfallen sollen, verteilt auf mehrere Länder der Region Europa, Mittlerer Osten, Indien und Afrika. Nach internen Informationen sollen in den Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz zwischen 370 und 390 Arbeitsplätze in der Verwaltung gestrichen werden, der allergrößte Teil davon im Werk in Hanau.

„Angesichts immer neuer Schocknachrichten fragen wir uns, was Goodyear mit seinen übrigen deutschen Standorten vorhat“, sagt Anne Weinschenk, Leiterin des Bezirks Mittelhessen und Konzernbetreuerin.

Hessen-Thüringen

Aktionen zum Brückenstrompreis

An zahlreichen Orten im Landesbezirk Hessen-Thüringen haben Mitglieder der IGBCE einen Brückenstrompreis gefordert.
Einige Beispiele:

BASF-Beschäftigte demonstrierten in Lampertheim.

Beschäftigte von B. Braun trafen sich zu einer Aktion auf der Bartenwetzerbrücke in Melsungen.

Um fünf Minuten nach zwölf Uhr versammelten sich am 27. Oktober die Vertrauensleute der IGBCE aus den Wiegand-Glaswerken sowie von Heinz-Glas am Werktor in Schleusingen.

Mit einer Protestnote wiesen sie auf die Situation der energieintensiven Industrien hin, zu denen auch die Glaswerke im Süden Thüringens zählen. Bei Veritas in Gelnhausen war der Brückenstrompreis Hauptthema der Vertrauensleute-Hauptversammlung.

Bei Woco in Bad Soden-Salmünster war er Thema einer Betriebsversammlung.

Rund 150 Beschäftigte von K+S demonstrierten in Unterbreizbach

Fotos (6): Bezirk Darmstadt, Alexander Wiesbach, Rolf Ils, Marcel Klück, Markus Walke, Bezirk Thüringen


Darmstadt/Kassel

Neu an der Bezirksspitze

Foto: IGBCE

Die IGBCE-Bezirke Darmstadt und Kassel bekommen ab Januar neue Bezirksleitungen. Der Darmstädter Bezirksvorstand wählte am 30. Oktober Michael Reinhart zum Nachfolger des bisherigen Bezirksleiters Jürgen Glaser. Der Kasseler Bezirksvorstand wählte am 10. November Petra Hartwig zur Nachfolgerin von Bezirksleiter Friedrich Nothhelfer.

Michael Reinhart arbeitet seit September 2013 hauptberuflich für die IGBCE. Im Landesbezirk Hessen-Thüringen ist der heute 44-Jährige Fachsekretär für gute Arbeit und Demografie. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Themen Schicht- und Arbeitszeitgestaltung, Digitalisierung, Demografie, Eingruppierung und Entgelt, Gesundheit sowie Haustarife. Er vertritt die Arbeitnehmerinteressen im Aufsichtsrat von CSL Behring. Ursprünglich absolvierte Michael Reinhart eine Ausbildung in einem Glasbetrieb und studierte Betriebswirtschaft und Soziologie.

Foto: IGBCE

Petra Hartwig leitet seit März 2019 den Bezirk Freiburg. Zuvor war die heute 48-Jährige ein Jahr lang stellvertretende Leiterin des Landesbezirks Nordost. Sie arbeitet seit 2003 für die IGBCE. Petra Hartwig hat Politikwissenschaft, Philosophie und Geschichte studiert. Kassel ist für sie bekanntes Terrain: Dort war sie von 2012 bis 2018 Gewerkschaftssekretärin. Neben einer Reihe weiterer Tätigkeiten ist Petra Hartwig bereits in der zweiten Amtszeit ehrenamtliche Richterin am Sozialgericht Kassel.

Wiesbaden

Chemie: Mehr Azubis

Positive Entwicklung in der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Hessen: Gegenüber dem Vorjahr ist das Angebot an Ausbildungsplätzen um 16,4 Prozent von 1.455 auf 1.694 gestiegen. Diese Zahl präsentierte Hessen­Chemie beim „Runden Tisch für Ausbildungs- und Arbeitsmarktfragen“ mit der IGBCE am 13. November. Mit 92 Prozent ist auch die Zahl derer sehr hoch, die nach der Ausbildung übernommen werden.

Melsungen

Vassiliadis bei B. Braun

Foto: Carolin Ludwig

Um das Thema Transformation ging es beim Besuch des IGBCE-Vorsitzenden Michael Vassiliadis bei B. Braun am 9. November. Vor mehr als 600 Beschäftigten stellte er die Position der IGBCE vor und betonte, welches Gewicht Mitbestimmung bei der Gestaltung der Transformation hat: „Wir sind gut beraten, eine wertschätzende Unternehmenskultur und gute Betriebsratsarbeit zu verbinden. Dann wird die Transformation besser, einfacher, vertrauenswürdiger.“ Mit der Geschäftsleitung, der Betriebsratsvorsitzenden Alexandra Friedrich und ihrem Stellvertreter Mike Schwarz unterzeichnete er die Transformationscharta des Unternehmens. Erfreulicher Nebeneffekt des Besuchs: Zehn neue Mitglieder traten der IGBCE bei.