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Mainfranken

Lebensretter im Ehrenamt

Der Einsatz für andere ist für ihn selbstverständlich: Harald Merz.

Foto: privat

Harald Merz hat ein Leben gerettet. Als im vergangenen Dezember an einem eiskalten Morgen sein Funkmeldeempfänger piepst, bekommt er die Meldung „Person im Main“. Harald Merz, ehrenamtlich als Kreisbrandinspektor engagiert, ist in nicht einmal einer Minute vor Ort. Sein Arbeitsplatz bei der Gerresheimer Lohr liegt direkt am Main in unmittelbarer Nähe. Fast zeitgleich mit ihm treffen Polizeioberkommissar Volker Fischer und Sebastian Mademann, Kommandant der Lohrer Feuerwehr, am Unglücksort ein.
Die Außentemperatur beträgt minus acht Grad, im Wasser sind es gerade einmal fünf Grad. Die Entscheidung fällt dennoch sofort. Zunächst springt Sebastian Mademann ins eiskalte Wasser, sichert die verunglückte Frau mit einem Rettungsring. Allmählich geht ihm aber die Kraft aus. Gemeinsam mit seinem Kollegen von der Polizei geht auch IGBCE-Mitglied Harald Merz in den Main und eilt zu Hilfe. Alle drei bringen die hilflose Person ans rettende Ufer.

Harald Merz blickt bescheiden auf diesen Tag zurück. Dass er Menschen, die in Not geraten sind, hilft, steht für ihn außer Frage. Genauso selbstverständlich ist für den 53-Jährigen aus der unterfränkischen Gemeinde Wiesthal das Engagement für andere. Seit 1994 setzt sich Harald Merz im Betriebsrat bei der Gerresheimer Lohr für seine Kolleginnen und Kollegen ein. Seit 2017 macht er das als freigestellter Betriebsratsvorsitzender.

„Als Betriebsrat sind wir auch so etwas wie die Feuerwehr, wenn es bei den Kolleginnen und Kollegen im Privaten oder im Beruflichen brennt“, sagt Harald Merz, der seit seiner Jugend in der Feuerwehr und seit mehr als 30 Jahren im IGBCE-Bezirk Mainfranken engagiert ist. Sein Wunsch: „Egal ob bei den Hilfskräften oder im Sportverein: Das Ehrenamt ist eine der tragenden Säulen in unserem Gemeinwesen. Damit sich Menschen wieder verstärkt engagieren, brauchen wir mehr Anerkennung von Gesellschaft und Politik, aber auch eine bessere Vereinbarkeit mit dem Beruf.“ Dass sein Arbeitgeber voll und ganz hinter seinem Engagement steht, ist für ihn keine Selbstverständlichkeit. Anders sieht es für Harald Merz mit dem Einsatz für andere aus.

Bezirk München

Jugend ist startklar

Foto: IGBCE München

Was ist nötig, um die IGBCE „startklar im Betrieb“ zu machen? Diese und weitere Fragen beschäftigten 23 junge Delegierte des IGBCE-Bezirks München Ende April auf ihrer außerordentlichen Bezirksjugendkonferenz (BJK).
In einem World Café standen im Vorfeld der anstehenden Landtagswahl in Bayern die einzelnen Parteien und ihre Wahlprogramme im Fokus. Dabei wurden auch die Forderungen der IGBCE-Jugend München festgehalten. Ebenfalls Thema in einer der World-Café-Sessions: die Kampagne „Ohne Ausbildung keine Zukunft“. Eine Arbeitsgruppe befasste sich darüber hinaus mit den Leistungen der IGBCE sowie aktuellen Rechten von Arbeitnehmenden. In einer Talkrunde stellten sich die Gäste – darunter Astrid Meier, Bezirksleiterin der IGBCE München, Maxi­milian Reifig, IGBCE-Landesjugendsekretär in Bayern, und Kristofer Herbers, Jugendsekretär des DGB München – den Themen Ausbildung und Fachkräftemangel.
Unter großem Beifall über die Wahl des neuen Bezirksjugendausschusses (BJA), der nun aus 15 Mitgliedern aus verschiedenen IGBCE-Betrieben und -Branchen sowie Studierenden besteht, wurde die Konferenz beendet.

Foto: Privat

3 Fragen an …

Freia Riederer

Die neue Vorsitzende der Ortsgruppe Sportartikel über Engagement, Namenswechsel und die Zukunft.

Du bist Projektleiterin für den Gesamtbetriebsrat von Adidas, seit 2016 IGBCE-Mitglied und engagierst dich seit 2022 als Betriebsrätin am Adidas-Standort Herzogenaurach. Ende April wurdest du jetzt zudem zur neuen Vorsitzenden der Ortsgruppe Sportartikel im Bezirk Nürnberg gewählt. Was reizt dich an diesem Engagement?

Mir war schon immer der Solidaritätsgedanke äußerst wichtig. Daher ist es für mich selbstverständlich, dass ich mich gewerkschaftlich engagiere und auch für solche Posten und Ämter zur Verfügung stehe. Als Ortsgruppenvorstand verstehen wir uns als Bindeglied zwischen der IGBCE und unseren Adidas-Standorten in Herzogenaurach, Scheinfeld und Uffenheim hier im Bezirk. Wir sind nah dran an den Betrieben und können die Gewerkschaftsarbeit aktiv mitgestalten und sie passgenau auf die jeweiligen Bedürfnisse vor Ort zuschneiden. Es reizt mich, für alle IGBCE-Mitglieder da sein zu können, die wir hier bei uns im Bezirk Nürnberg bei Adidas im Sportartikelbereich haben. Mein Ziel ist es, dass wir als Ortsgruppe Dreh- und Angelpunkt zwischen den Betrieben vor Ort und der Gewerkschaft sind.

Eine eurer ersten Amtshandlungen war die Änderung des Ortsgruppennamens von Schuhe und Leder in Sportartikel.
Warum dieser Schritt?

Unser Ansinnen war es, damit den frischen Wind, den wir als Vorstand in unsere Ortsgruppe geben wollen, auch nach außen hin sichtbar zu machen. Unser Ziel ist es, die Ortsgruppe ganz neu aufleben zu lassen und das etwas angestaubte Image abzulegen. Nicht zuletzt entspricht die Bezeichnung Schuh und Leder einfach nicht mehr den Betrieben, die in unserem Bezirk aktiv sind. Mit dem neuen Namen wollen wir deshalb auch klarstellen, wen wir repräsentieren, und die Kolleginnen und Kollegen besser ansprechen.

Mit welchen Ideen und Visionen wollt ihr als Ortsgruppe in die Zukunft gehen?

Wir wollen die Ortsgruppe und auch die IGBCE vor Ort sichtbarer machen, unsere engagierte Basis an den Standorten fördern und auch Kolleginnen und Kollegen zum Mitmachen animieren, die noch nicht IGBCE-Mitglieder sind. Dafür wollen wir für unsere Mitglieder künftig einen größeren Mehrwert bieten. Ich denke, dass es heute nicht mehr ausreicht, einen guten Tarifvertrag auszuhandeln. Wir müssen zusätzlich etwas bieten. Ich denke dabei genauso an ein schönes Sommerfest wie an gemeinsame Ausflüge zu anderen Betrieben aus unseren Branchen. Wir brauchen darüber hinaus gute Bildungsangebote, orientiert an den Herausforderungen unserer Zeit. Wir müssen sichtbar sein als Ansprechpersonen für die Kolleginnen und Kollegen vor Ort, müssen sie umfassend und zeitgemäß über die Gewerkschaftsarbeit informieren und ihnen beratend zur Seite stehen. Letztendlich geht es darum, einen intensiven Austausch mit unseren Mitgliedern zu fördern und das Wirgefühl zu stärken.

München

Fluorpolymere? Wir haben verstanden!

Eine Anhörung im Bayerischen Landtag im Juni unterstrich die Bedeutung sogenannter Ewigkeitschemikalien. Auf Initiative der SPD-Fraktion waren Vertreterinnen und Vertreter der IGBCE Bayern als Sachverständige in den Wirtschaftsausschuss eingeladen. Es ging dabei um nichts Geringeres als die Zukunft der Chemie in Bayern.
Die IGBCE Bayern konnte ihr fundiertes Know-how und die Perspektive der Beschäftigten einbringen. Betont wurde, wie wichtig Fluorpolymere etwa für die Gesundheitsversorgung sind und welche Gefahren von einem generellen Verbot des Einsatzes chemischer Substanzen ausgehen – allen voran eine noch größere Abhängigkeit von internationalen Lieferketten sowie der Verlust von wertvollen Arbeitsplätzen. Anders gesagt: Eine gelungene Transformation und Dekarbonisierung der Industrie wird es nur mit chemischen Lösungen geben können.
Die Stellungnahme stieß bei den Abgeordneten genauso auf großes Interesse wie die IGBCE-Vorschläge, unter anderem an den Ewigkeitschemikalien festzuhalten, wo diese in der Industrie unbedingt gebraucht werden und wo sie dank der Fachkräfte aus IGBCE-Reihen auch unbedenklich eingesetzt werden können. Die Abgeordneten signalisierten: Ohne eine starke Chemie in Bayern werden wir für die Zukunft nur schlecht gerüstet sein. Gleichzeitig machten sie aber auch klar, dass die Entscheidung auf europäischer Ebene getroffen wird.

Nordostbayern

Jobbörse bei Dronco

Foto: Benjamin Hannes

Bereits im vergangenen Jahr hat der Schleifmittelhersteller Dronco Insolvenz anmelden müssen. Während der Insolvenzverwalter zunächst zuversichtlich war, einen Investor finden zu können, wurde schlussendlich kein bindendes Angebot zur Übernahme abgegeben. Der Gläubigerausschuss musste daher die Betriebs-still-legung beschließen. Die IGBCE hat sich jedoch nachhaltig für die berufliche Zukunft der 172 betroffenen Beschäftigten eingesetzt.

Auf Initiative des IGBCE-Bezirks Nordostbayern fand Anfang April gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter eine Jobbörse statt. 35 Betriebe aus der Region informierten die Beschäftigten im Logistikzentrum der Dronco über Anschlussperspektiven. Das Feedback war durchweg positiv. „Es konnten gute Gespräche geführt und Kontakte geknüpft werden“, sagt Iris Schopper. Die Initiatorin und Gewerkschaftssekretärin ist „zuversichtlich, dass vielen Beschäftigten nahtlos eine Perspektive geboten wird. Uns liegt es besonders am Herzen, dass die Beschäftigten in Betrieben unterkommen, die den Tarifbereichen der IGBCE zugeordnet sind und über Betriebsräte verfügen.“