Unter Strom
Hohe Inflation und Energiepreise haben viele energieintensive Unternehmen in die Krise gebracht. Die IGBCE setzt auf einen speziell auf sie zugeschnittenen Industriestrompreis.
Egal, ob Chemie, Aluminium, Baustoffe, Zement, Glas oder Papier – all diese Industrien einen ein hoher Energiebedarf und die Abhängigkeit von stabilen Strompreisen. Das Problem: Mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine haben sich die Strompreise in Deutschland deutlich erhöht. Die energieintensive Industrie steht unter Druck, Arbeitsplätze sind in Gefahr, es drohen Standortschließungen.
Der Landesbezirk Westfalen setzt sich für einen Industriestrompreis ein, der speziell auf die Bedürfnisse der energieintensiven Industrie zugeschnitten ist. „Dieser Preis soll sicherstellen, dass die Industrie ausreichend mit Strom versorgt wird und gleichzeitig die Kosten im Rahmen bleiben“, erklärt Landesbezirksleiter Thomas Meiers. Das Bundeswirtschaftsministerium hat nun reagiert und ein erstes Eckpunktepapier vorgelegt, das einen Industriestrompreis von sechs Cent pro Kilowattstunde vorsieht.
Eckpunktepapier ist ein Signal
Dass Robert Habeck damit ein erstes klares Signal der Standortstärkung gesetzt hat, begrüßt der Landesbezirk Westfalen und Thomas Meiers findet es richtig und wichtig. „Kommt der In-dus-trie-strom-preis, profitiert davon die komplette industrielle Wertschöpfungskette und damit das gesamte Land“, betont er. Zu der neuesten Entwicklung beigetragen haben auch Aktionen wie der bundesweite Industriestromtag Anfang März, zu dem IGBCE, IG Metall und IG BAU gemeinsam aufgerufen haben. Tausende betroffene Beschäftigte in der ganzen Republik nutzten ihn, um sich lautstark für bezahlbaren Industriestrom einzusetzen.
Auch Manfred Dörenkämper, Betriebsratsvorsitzender beim Zement- und Baustoffhersteller Dyckerhoff Zement in Beckum, ist für einen stabilen Industriestrompreis. Dyckerhoff gehört zu jenen Unternehmen, die unter den Folgen teurer Energie leiden. Nachdem nun ein Eckpunktepapier vorliegt, freut sich der Gewerkschafter auf ein hoffentlich baldiges Ende der angespannten Situation. „Auch dank des Einsatzes der IGBCE und ihrer Schwestergewerkschaften ist es endlich zu einem ersten Schritt in die richtige Richtung für die Energieintensiven gekommen“, lobt er.
Industrie braucht Zukunft.
Thomas Meiers,
Landesbezirksleiter
Entlastung ist unumgänglich
Das sehen die Betriebsrät*innen der Sakret Bausysteme GmbH auch so. Einer von ihnen ist Ralf Lambertz. „Die gestiegenen Energiekosten machen uns bei Sakret und auch der Branche insgesamt schwer zu schaffen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Sakret stellt Baumaterialien her, die aus trockenen Rohstoffen gemischt werden. Allein dieser Vorgang verschlingt laut Lambertz eine Menge Energie. „Der Bedarf an Wohnraum und Infrastruktur sichert uns zwar Auftragsvolumen, doch nach Abzug der gestiegenen Energiekosten bleibt nicht mehr der Gewinn übrig, der generiert werden sollte.“ Dieser fehlende Betrag könne nicht mehr in die Weiterentwicklung und die Sicherung der heimischen Arbeitsplätze investiert werden.
Für Lambert und seine Betriebsratskolleg*innen ist deshalb klar: „Wir stehen hinter der Forderung der IGBCE nach einem fairen und ausgewogenen Industriestrompreis auf nationaler und europäischer Ebene“, betont er. „Nur so kann Wettbewerbsfähigkeit hergestellt werden, auch im Vergleich zum internationalen Markt.“