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Hannover

Kautschuk: Betriebe stellen sich auf

Foto: Cordula Kropke

Bäcker oder Erntehelfer als Maschinen- und Anlagenführer: Der Automobilzulieferer Vibracoustic SE beschreitet ungewöhnliche Wege, um seinen Fachkräftebedarf zu decken. „Der Markt ist leer gefegt“, berichtet Olaf Wüpperling, Betriebsratsvorsitzender am Hamburger Standort. „Wir stellen deshalb Ungelernte ein und bilden sie innerbetrieblich zu qualifizierten Maschinen- und Anlagenführern aus.“ Trotz der Herausforderungen der vergangenen Jahre konnte der Weltmarktführer für Pkw-Luftfedern seine Produktion allein in Hamburg kontinuierlich ausbauen und die Beschäftigtenzahl seit 2015 auf aktuell über 1.200 verdoppeln.
Gestörte Lieferketten, hohe Preise für Vorprodukte sowie gestiegene Energiekosten haben der norddeutschen Kautschukindustrie zugesetzt. Viele Betriebe beliefern die Automobilindustrie und mussten infolge der dortigen Produktionsstopps selbst Kurzarbeit anmelden. Doch aktuell erholt sich die mit 15.700 Beschäftigten zweitstärkste Branche im Landesbezirk. „Selbst Betriebe, die wie Meteor wirtschaftlich stark angeschlagen waren, können ihren Aufträgen ohne Einstellung von Leiharbeitnehmenden nicht mehr nachkommen“, bestätigt Industriegruppensekretär Michael Wolters. Ausgenommen seien Unternehmen, die ausschließlich für Verbrennungsmotoren produzieren. „Sie stehen vor umfassenden Restrukturierungsmaßnahmen.“
Die norddeutsche Kautschukindustrie ist geprägt durch kleine und mittelständische TEE-Hersteller, Hersteller technischer Elastomererzeugnisse, die Transportbänder, Schwingungstechnik oder Keilriemen produzieren. Dazu zählt auch der Walzenhersteller Westland Gummiwerke in Melle mit rund 300 Beschäftigten. Das Unternehmen blickt auf zwei wirtschaftlich erfolgreiche Jahre zurück. Weil der Altersdurchschnitt in der Belegschaft aber hoch ist, sorgt sich der Betriebsratsvorsitzende Jörg Bredenförder um die Fachkräfte von morgen. Noch kann der Bedarf überwiegend durch eigene Auszubildende gedeckt werden. Um aber auch künftig gegen die Konkurrenz am Arbeitsmarkt bestehen zu können, helfe der jüngste Tarifabschluss, mit dem „insbesondere die unteren Lohngruppen finanziell gestärkt werden“, so Bredenförder. „Die Arbeit im Schichtbetrieb ist herausfordernd. Da ist es wichtig, dass Lohn und Arbeitsbedingungen stimmen.“

Bremen

Fairer Ausgleich

Mit der Schließung des Traditionsunternehmens Roha Arzneimittel verlieren rund 105 überwiegend langjährig Beschäftigte bis Ende 2023 ihre Arbeitsplätze. Für sie haben Betriebsrat und Geschäftsführung einen Inte-ressenausgleich und Sozialplan vereinbart. „Wir konnten ein sehr gutes Ergebnis im Interesse aller Kolleginnen und Kollegen vereinbaren“, so der Vorsitzende Miroslaw Juraschek. Alexander Oyen, Bezirksleiter Oldenburg, bestätigt: „Der Sozialplan wird dieser Verbundenheit gerecht.“

Hannover

Der 1. Mai im Landesbezirk

Foto: DGB

Ungebrochen solidarisch: Unter diesem Motto steht der diesjährige Tag der Arbeit. Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften rufen dazu auf, auf die Straße zu gehen und ein sichtbares Zeichen für eine gerechte, solidarische Zukunft zu setzen. Auch die IGBCE-Hauptamtlichen gehören zu den Redner*innen auf Veranstaltungen im Landesbezirk: Der stellvertretende Vorsitzende Ralf Sikorski spricht bei der Kundgebung in Wilhelmshaven, Landesbezirksleiter Ralf Becker in Holzminden, die stellvertretende Landesbezirksleiterin Petra Adolph in Stadthagen, Marion Hackenthal, Bezirksleiterin Ibbenbüren, in Rheine und Michael Linnartz, Bezirksleiter Hannover, in Walsrode.

Südniedersachsen

Wechsel im Bezirk

Foto: Heiko Stumpe

Die erste Erfahrung als Leiter des ehemaligen Bezirks Alfeld war für Peter Winkelmann eine wahre Feuerprobe: Gemeinsam mit Betriebsräten musste der damals 40-Jährige den ungeheuerlichen Vorfall der Fälschung einer Betriebsratswahl in einem der wichtigsten Unternehmen im Bezirk aufarbeiten. Mit Erfolg: Die Wahl wurde wiederholt – und die traditionell gute Wahlbeteiligung sogar getoppt. „Wir haben den Vorgang äußerst offen und transparent kommuniziert“, erinnert sich der zweifache Familienvater. Das habe die Belegschaft honoriert.
Offenheit und Ehrlichkeit sollten Peter Winkelmanns Zusammenarbeit mit Funktionär*innen, Ehrenamtlichen und Mitgliedern auch in Krisenzeiten nachhaltig prägen. Dabei scheute er sich nicht, „auch mal unangenehme Wahrheiten auszusprechen“. Grundlage war stets, so der Gewerkschafter, gegenseitiges Vertrauen. „Das war nie ein reines Arbeitsverhältnis, sondern ging häufig in Freundschaft über“, beschreibt er das „gute und gewerkschaftliche Beziehungsgeflecht“. Auf der Grundlage gelang dem Team des neu geschaffenen Bezirks Südniedersachsen die Fusion mit dem Bezirk Wolfenbüttel, die er heute als „erfolgreich vollendet“ beschreibt.
Nach 38 Jahren Gewerkschaftsarbeit geht Peter Winkelmann als Bezirksleiter in den Ruhestand und freut sich bereits darauf, sich nun mehr der Lokalpolitik und dem Engagement für die Organisation Transparency International widmen zu können.

Foto: privat

3 Fragen an …

Jeannette Chiarlitti

Die frisch gewählte Leiterin des Bezirks Südniedersachsen folgt Peter Winkelmann.

Was zeichnet den Bezirk ­Südniedersachsen aus?

Charakteristisch ist seine Durchmischung. Hier sind Gips-, Kalk- und Dolomitindustrie, aber auch die Papier- und natürlich die Chemieindustrie beheimatet. Darunter befinden sich große Unternehmen, die unter die Flächentarifverträge Chemie und Papier fallen. Durch die Fusion mit dem Bezirk Wolfenbüttel sind ja die Industriestandorte in Goslar und Langelsheim erst zu uns gekommen. Aber es gibt auch viele kleinere Betriebe, gerade in den ländlicheren Gegenden, für deren Belegschaften wir Haustarifverträge aushandeln. Das macht die Arbeit so spannend.

Was wirst du zuerst angehen?

Im Moment versuche ich, den Bezirk mit seinen Betrieben sowie Betriebsrät*innen und Vertrauensleuten möglichst gut kennenzulernen. Da werde ich von Peter Winkelmann sehr kollegial eingearbeitet. Wenn ich im April offiziell starte, beginnen gleich die Tarifverhandlungen bei Logocos. Gleichzeitig müssen wir uns auch als Team finden.

Wie ist deine Vision für den Bezirk in zehn Jahren?

Aktuell sehen wir, dass die ländlichen Betriebe noch stärker vom Fachkräftemangel betroffen sind als die städtischen. In zehn Jahren sollten auch sie wieder ausreichend Fachpersonal zur Verfügung haben. Dafür müssen sie jedoch selbst ausbilden. Voraussetzung ist, dass sie gut oder tariflich bezahlen, zum Beispiel durch die Bindung an den Flächentarif. Viele Betriebe befinden sich derzeit in der Transformation oder haben, wie AWUKO, bereits eine Insolvenz hinter sich. Meine Erwartung ist, dass Umstrukturierungen und andere Prozesse mit der IGBCE gestaltet werden. Es ist unser Ziel, dass diese Betriebe sich erholen und als gute Arbeitgeber tarifgebundene Industriearbeitsplätze anbieten. Unser Team steht mit der Expertise für die Gestaltung der Arbeitsplätze von morgen jederzeit zur Verfügung.

Betriebe betreut der IGBCE-Bezirk Südniedersachsen.

Springe

Industriestrompreis gefordert

Foto: IGBCE

Wegen der hohen Energiekosten fordert Michael Vassiliadis einen Industriestrompreis für die kommenden zehn Jahre. „Nur so können wir energiekostenbedingte Standortnachteile kompensieren und gleichzeitig die klimagerechte Transformation unserer Industrie vorantreiben“, so der IGBCE-Vorsitzende nach einem Treffen mit Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil.

Oldenburg

Bezirksfrauen brauen

Foto: Antje Schiller

Zurück in Frauenhände: In einem Workshop des Bezirksfrauenausschuss Oldenburg erprobten die Teilnehmerinnen das Handwerk des Bierbrauens. Dabei entdeckten sie unterschiedlichste Geschmacksrichtungen des früheren Nahrungsmittels und erhielten Einblick in dessen Geschichte.